
Das Handwerk in Deutschland steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Längere Wartezeiten, steigende Kosten und ein akuter Fachkräftemangel prägen die Branche. Diese Probleme werden durch eine aktuelle Umfrage von Appinio im Auftrag von Bosch Power Tools unter 1008 Verbrauchern untermauert, die zeigt, dass trotz dieser Schwierigkeiten 89,5% der Befragten Handwerksberufe als unverzichtbar erachten. Die hohe gesellschaftliche Anerkennung spiegelt sich in allen Altersgruppen und Regionen wider.
Allerdings äußern viele Verbraucher ihre Sorgen: 55,3% beanstanden die langen Wartezeiten, während 49,5% die empfundene Kostenbelastung als zu hoch wahrnehmen. Der Mangel an verfügbaren Handwerkern wird von 45,0% der Befragten als problematisch angesehen. Besonders erfreulich ist, dass 40,9% der 18- bis 24-Jährigen optimistisch in die Zukunft des Handwerks blicken, auch wenn der Optimismus bei älteren Altersgruppen nachlässt.
Fachkräftemangel erreicht Rekordniveau
Der Fachkräftemangel im Handwerk hat ein nie gekanntes Ausmaß erreicht. Im Jahr 2022 wurden durchschnittlich 236.818 offene Stellen in handwerklichen Berufen verzeichnet, was einen Rekord darstellt. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräfteabsicherung (KOFA) zeigt sich zudem, dass die Zahl der arbeitslosen Handwerker abnahm. Es gab nur etwa halb so viele Arbeitslose wie offene Stellen, was zu 129.000 rechnerisch unbesetzten Stellen führt.Handwerk Magazin berichtet, dass die Fachkräftelücke in handwerklichen Berufen stetig wächst.
Die Gründe für die erhöhte Nachfrage an Arbeitskräften sind vielfältig. Neben einer guten Konjunktur im Bauhandwerk und dem politischen Willen zum Klimaschutz, tragen auch demografische Veränderungen im Gesundheitshandwerk zu diesen Entwicklungen bei. Besonders stark betroffen sind die Bereiche Bauelektrik und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Hier fehlen laut der KOFA-Studie fast 18.000 und 14.000 Fachkräfte, wobei in diesen Berufen etwa acht von zehn offenen Stellen unbesetzt bleiben. Zudem konnten 63,3% der Meisterstellen und 53,3% der Gesellenstellen nicht besetzt werden.
Engpass bei Ausbildungsplätzen
Die Ausbildungsplatzsituation zeigt ebenfalls besorgniserregende Tendenzen. Im Jahr 2022 gab es 151.243 Ausbildungsplätze in handwerklichen Berufen, von denen rund 20.977 unbesetzt blieben – ein Höchstwert in den letzten zehn Jahren. Trotz steigender Ausbildungsangebote, insbesondere in den Engpassberufen, konnten mehr Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk gewonnen werden, was jedoch nicht ausreicht, um die wachsende Nachfrage zu decken.
Zusätzlich wünschen sich 46,6% der Befragten digitale Kommunikationsmethoden im Handwerk. Für die Kunden bleiben Qualität (86,7%), Termintreue (86%) und transparente Kosten (83,3%) die wichtigsten Aspekte. Der Bedarf an besserer Bezahlung, verbesserten Arbeitsbedingungen sowie vielseitigen Aufstiegschancen und Weiterbildungen muss ebenfalls dringend adressiert werden.Meistertipp hebt hervor, dass die Branche insgesamt unverzichtbar bleibt und nachhaltige Entwicklungen aufgrund des Klimawandels immer mehr an Bedeutung gewinnen.