
Im kleinen Ort Kleinfeld bei Schönberg ist Arndt Burmeister als Milchbauer tätig. Mit rund 600 Kühen und Kälbern, die auf drei Ställe verteilt sind, führt er den Familienbetrieb, den er im Alter von 19 Jahren übernommen hat. Burmeister, der früh morgens um 3:30 Uhr mit seiner Arbeit beginnt, kämpft seit dem vergangenen Jahr intensiv um neue Mitarbeiter. Trotz attraktiver Angebote wie 28 Tagen Urlaub und einem E-Bike als Jobfahrrad bleibt der Bewerbungsmangel bemerkenswert. Ungeachtet dessen, dass neue Mitarbeiter keine Vorerfahrung benötigen, sieht Burmeister ein gesellschaftliches Problem: Das Image der Landwirtschaft hat sich spürbar verschlechtert. Laut Ostsee Zeitung zeigt insbesondere die jüngere Generation immer weniger Interesse an der Landwirtschaft und die Verbindung zur Natur scheint zu schwinden.
Burmeister, der nie davon ausging, dass seine Kinder in seine Fußstapfen treten würden, steht vor einer ungewissen Zukunft für den Berufstand. Sein Sohn hat jedoch begonnen, eine Fachausbildung zum Milchbauern zu absolvieren. Während die körperlich anspruchsvolle Arbeit vor allem im Winter eine Herausforderung darstellt, ist die Sorge um die Zukunft des Milchpreises ein zusätzlicher Druck. Aktuell wird eine Nettoauszahlung von 57 Cent pro Liter Milch geboten, die durch die Molkerei reguliert wird. Burmeister vermutet, dass die Preise aufgrund von Maul- und Klauenseuche sinken könnten. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind für Landwirtschaft und Milchproduktion alles andere als stabil.
Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft
<pBundesweit waren im Jahr 2023 etwa 875.900 Personen in der Landwirtschaft beschäftigt. Die gesamte Arbeitsleistung betrug 457.200 Arbeitskräfteeinheiten (AK-E) und zeigt, dass die Branche auf gut qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen ist. Besonders in Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern, wo der Arbeitskräftebesatz bei nur 1,1 AK-E je 100 Hektar liegt, ist der Mangel an Arbeitskräften stark spürbar. Diese Angaben stammen aus der BMEL-Statistik, die auch regionale Unterschiede in den Arbeitskräftebesätzen aufzeigt: Nordrhein-Westfalen liegt bei 3,9 AK-E je 100 Hektar, während in Bayern 3,7 AK-E erreicht werden.
Die Unterschiede im Arbeitskräftebesatz sind nicht nur ein Problem für die Betriebe, sondern auch für die gesamte Landwirtschaft in Deutschland. Regionen, die stark auf Tierhaltung setzen, verzeichnen höhere Besatzwerte, wohingegen im Osten Deutschlands der Fokus auf den Ackerbau liegt, der den Einsatz moderner Maschinen ermöglicht. Kleine Familienbetriebe, wie sie Burmeister betreibt, sind häufig mit geringem Viehbestand und einer klein strukturierten Grünlandbewirtschaftung konfrontiert, was den Verdrängungsdruck weiter erhöht.
Preisentwicklung und Marktdynamik
Der Milchmarkt zeigt sich ebenfalls als entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Situation der Bauern. Monatliche und jährliche Tabellen zur Marktentwicklung, darunter Informationen zu Milchanlieferungen, Herstellungsmengen von Käse, Butter, Milchpulver und weiteren Erzeugnissen, sind in den Veröffentlichungen von BMEL-Statistik zu finden. Die Versorgungsbilanzen erlauben darüber hinaus einen Überblick über den Pro-Kopf-Verbrauch und die Entwicklung der Milchleistung sowie Viehbestände.
Burmeister und viele seiner Kollegen stehen somit vor der Herausforderung, nicht nur die verbleibenden engagierten Arbeitskräfte zu halten, sondern auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu meistern, die durch schwankende Milchpreise und ein rückläufiges Interesse an der Landwirtschaft geprägt sind. Der Wandel in der Gesellschaft hin zu einem geringeren Interesse an den Wurzeln der Landwirtschaft könnte die nächste Generation von Landwirten weiterhin in eine kritische Lage versetzen.