
Im kleinen Dorf Jamel in Mecklenburg-Vorpommern findet seit 2007 das Musik-Politik-Festival „Jamel rockt den Förster“ statt. Es wurde von der Familie Lohmeyer ins Leben gerufen, um ein Zeichen gegen den Rechtsextremismus zu setzen. Doch die aktuelle Diskussion um eine mögliche Gebühr für die Nutzung von Gemeindeflächen wirft einen Schatten auf die Veranstaltung. Die Gemeindevertreterin Simone Oldenburg von der Linken bemängelt die fehlende Unterstützung der Lohmeyers, während diese ihrerseits mehr Solidarität von der Gemeindevertretung wünschen.
Die Lohmeyers, die vor zwanzig Jahren aus Hamburg nach Jamel gezogen sind, sehen sich mit Vorurteilen konfrontiert und mussten in der Vergangenheit zahlreiche Angriffe ertragen, darunter ein unaufgeklärter Scheunenbrand im Jahr 2015. Ihre Auszeichnungen, wie der Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage, zeugen von ihrem Engagement und ihrem mutigen Einsatz gegen den Rechtsradikalismus.
Die Rolle des Festivals im Dorf
Das Festival ist nicht nur ein musikalisches Event. Es dient auch als Plattform für die politische Meinungsbildung. In der Vergangenheit traten bekannte Künstler wie Die Fantastischen Vier und Element of Crime auf. Die Schirmherrinnen des Festivals sind Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, und Birgit Hesse, die Landtagspräsidentin von MV.
Die Veranstaltungen haben eine klare Ansage: Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, sind nicht willkommen. Dieses klare Bekenntnis ist besonders erwähnenswert, da Jamel von Neonazis als „nationalsozialistisches Musterdorf“ gesehen wurde. Die Lohmeyers haben sich mit ihrer Veranstaltung gegen diese Vereinnahmung zur Wehr gesetzt.
Politische Spannungen und Sicherheitsmaßnahmen
Die Polizei hat die Schutzmaßnahmen rund um das Festival aufgrund der angespannten politischen Lage verstärkt. Bürgermeisterin Christina Wandel äußerte sich während eines Telefonats vage zur politischen Einordnung des Festivals, brechend, als sie nach der Unterstützung der Gemeinde gefragt wurde. Uwe Wandel, der Ex-Bürgermeister, kritisiert die Landespolitik sowie die Gemeindevertretung für ihre unzureichende Unterstützung des Festivals.
Obwohl das Festival im Jahr 2024 stattfand und verschiedene Bands auftraten, diskutiert die Gemeinde jetzt über die Einführung von Gebühren. Ungeklärt bleibt, wer den Gebührenantrag initiiert hat. Diese Debatte spiegelt die tiefgreifenden politischen Spannungen wider, die das Dorf und sein Engagement gegen rechtsextreme Ideologien betreffen.
Rechtsextremismus und seine musikalischen Akteure
Die mit dem Festival verbundenen Herausforderungen sind auch im Kontext des rechtsextremistischen Geschehens in Deutschland zu sehen. Musik spielt eine zentrale Rolle in der rechtsextremistischen Szene und dient der Identitätsstiftung sowie der Rekrutierung von Jugendlichen. Veranstaltungen wie das „Schild & Schwert“-Festival in Ostritz zeigen, dass rechtsextreme Musikveranstaltungen weiterhin bedeutend sind, trotz abnehmender Besucherzahlen.
Es ist daher entscheidend, die Botschaften und die politische Haltung von Festivals wie „Jamel rockt den Förster“ zu unterstützen. Im Gegensatz zu den zahlreichen rechtsradikalen Veranstaltungen bewirkt dieses Festival einen positiven Wandel und bringt Menschen zusammen, die sich für Toleranz und Demokratie einsetzen.