
Ende Februar 2025 wurde eine neue Glocke in der Sankt Nikolai Kirche in Wismar eingesetzt, die beeindruckende 600 Kilogramm wiegt und einen Durchmesser von etwa 90 Zentimetern hat. Der Transport der Glocke, die am Mittwochvormittag per Kran in den Turm gehoben wurde, stellt einen bedeutenden Moment für die Kirche dar. Mit der neuen Bronzeglocke, die 20.000 Euro kostete, hängen nun insgesamt vier Glocken im Turm. Die älteste Glocke in der bestehenden Dreier-Reihe ist fast 300 Jahre alt und soll geschont werden. Für die Baumaßnahmen wurden zusätzlich 40.000 Euro aufgebracht, die unter anderem durch Spenden finanziert wurden. Ab Anfang April sollen wieder drei Töne erklingen, die die akustische Präsenz des historischen Gebäudes ergänzen.
Die Nikolaikirche selbst ist ein eindrucksvolles Meisterwerk der Spätgotik, das von 1381 bis 1487 erbaut wurde und seit 2002 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Sie befindet sich im Besitz der Stadt Wismar und dient der Kirchengemeinde St. Nikolai. Es gibt Hinweise auf eine frühere Kirche, die dem Nikolaus geweiht war, jedoch ohne belegbare Nachweise. Die Wurzeln des Kirchspiels St. Nikolai reichen bereits vor die Mitte des 13. Jahrhunderts zurück, und das Kirchgebäude, das wir heute kennen, begannen die Bauarbeiten um 1370.
Historie und bauliche Merkmale
Der Wismarer Rat beauftragte 1381 den Baumeister Heinrich von Bremen mit der Fertigstellung des Chores, der 1403 geweiht wurde. Der Bau wurde bis 1415 fortgesetzt, und die Seitenschiffe wurden in den Jahren 1434 und 1437 weitergebaut. Die Weihe der Kirche erfolgte 1459, und der Turm wurde von 1485 bis 1487 fertiggestellt. Ein Sturm im Jahr 1703 verursachte erhebliche Schäden am Spitzhelm des Turms. Die Erneuerungsarbeiten erstreckten sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, und eine umfassende Renovierung fand von 1880 bis 1881 statt.
Architektonisch ist die Nikolaikirche eine dreischiffige Basilika im Stil der norddeutschen Backsteingotik, stabilisiert durch 16 Strebebögen. Der Turm hat eine Höhe von 64 Metern und war ursprünglich etwa 120 Meter hoch. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 85 Meter, die größte Breite 58 Meter. Mit einer Gewölbehöhe von 37 Metern gehört das Hauptschiff zu den höchsten in Deutschland.
Kulturelle Bedeutung und Ausstattung
Das Innere der Kirche zeugt von einer harmonischen Mischung verschiedener Epochen, mit zahlreichen Ausstattungsstücken und Kunstwerken aus anderen Wismarer Kirchen. Der Hochaltar, ein Beispiel für den Spätbarock, stammt aus dem Jahr 1774. Zudem birgt die Kirche den Schifferaltar, der als einziger erhaltene mittelalterliche Altarschrein gilt, sowie den Thomasaltar, der Szenen aus dem Leben von Thomas von Aquin zeigt.
Die Glocken der Nikolaikirche wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach ersetzt, wobei die größte Glocke im Jahr 1732 gegossen wurde. Auch die Orgeln der Kirche blicken auf eine lange Geschichte zurück und wurden seit dem 15. Jahrhundert mehrfach umgebaut und renoviert. Die Hauptorgel, die 1985 eingeweiht wurde, verfügt über zwei Manuale und 28 Register.
Mit der neuen Glocke wird ein weiteres Kapitel in der über 600-jährigen Geschichte der Nikolaikirche aufgeschlagen. Die Wiederherstellung und Pflege dieses bedeutenden historischen Erbes sind entscheidend, um auch künftigen Generationen einen Ort der Kultur und Spiritualität zu bieten.