Wismar

Nord Stream 2: Bankenstreit bedroht Milliardenprojekt in der Ostsee

Die Bundesregierung plant, 70 Millionen Euro an die Gazprom-Tochter Nord Stream 2 AG zu überweisen. Diese Abwicklung soll über ein Konto bei der Sparkasse Vorpommern erfolgen, die allerdings vor einem Dilemma steht. Die Sparkasse möchte ihre Geschäftsbeziehungen zur Nord Stream 2 AG beenden und kämpft ab dem 29. Januar vor dem Landgericht Stralsund in zwei Verfahren. Grund hierfür sind die Befürchtungen der Bank bezüglich möglicher Sanktionen der EU, USA und anderer Staaten, die auch deren Kunden betreffen könnten. Ein Verstoß gegen diese Sanktionen könnte für die Sparkasse gravierende Folgen haben, bis hin zum Ausschluss vom internationalen Zahlungsverkehr.

Das Konto bei der Sparkasse Vorpommern steht im Mittelpunkt des Streits. Nord Stream 2 benötigt dieses Konto, auf das allein die Transliq AG, als Sachwalter für die Pipeline-Gesellschaft, Zugriff hat. Die Sparkasse hat mittlerweile die Kündigung des Kontos vorgenommen, was nun rechtlich überprüft werden muss. Nord Stream 2 und Transliq möchten das Konto jedoch weiterhin nutzen, trotz der Tatsache, dass bereits ein Deal für den Erwerb von 3000 Pipeline-Segmenten in Mukran abgerundet wurde.

Sanktionen und Insolvenzgefahr

Die Nord Stream 2 AG sieht sich nicht nur mit rechtlichen Herausforderungen konfrontiert, sondern auch mit finanziellen Problemen. Im März 2025 läuft eine Gnadenfrist ab, bis zu der Forderungen von Kleingläubigern beglichen werden müssen. Dazu zählen auch Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern, die aufgrund ihrer Rechnungen im vier- bis sechsstelligen Eurobereich in einer dramatischen Lage sind. Das Kantonsgericht Zug hat allerdings entschieden, das Konkursverfahren zu vertagen, um die Möglichkeit eines Nachlassvertrags mit Großgläubigern auszuloten.

Die Drohung eines Konkurses schwebt über der Nord Stream 2 AG. Schauspielerisch verdeutlicht wird dies durch die Tatsache, dass die Pipeline, die nie in Betrieb ging, seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 als Investitionsruine betrachtet werden muss. Eine Versteigerung der Vermögenswerte könnte die letzte Lösung sein, um die Gläubiger zu bedienen. Der größte Vermögenswert ist nach wie vor die nicht funktionierende Pipeline, deren Baukosten sich auf etwa 10 Milliarden Euro belaufen.

Technische Perspektiven und Herausforderungen

Laut Gasmarkt-Experten bestehen kaum Zweifel daran, dass eine künftige Lieferung von russischem Gas über die haltende Nord Stream 2 Pipeline unwahrscheinlich ist. Gazprom plant zwar Reparaturen und denkt an eine mögliche Umrüstung für den Transport von Wasserstoff, doch die politischen Hürden bleiben hoch. Die EU schätzt den Bedarf an klimaneutralem Wasserstoff bis 2050 auf bis zu 2.000 Terawattstunden. Angesichts der instabilen politischen Lage und der hohen Reparaturkosten, die von einigen Hundert Millionen bis über eine Milliarde Euro geschätzt werden, ist die Zukunft der Pipeline ungewiss.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die rechtlichen, finanziellen und politischen Herausforderungen um die Nord Stream 2 AG entwickeln werden. Für die Sparkasse Vorpommern könnte der Ausgang der Verfahren erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft ihrer Geschäftsbeziehungen haben, während die Gläubiger der Nord Stream 2 AG auf eine Lösung hoffen.

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