
In Mecklenburg-Vorpommern (MV) zeigen die neuesten Umfragen eine bemerkenswerte Entwicklung im politischen Vertrauen der Bevölkerung. Laut einer Umfrage von Infratest dimap, die im Auftrag des NDR durchgeführt wurde, trauen 23,9 Prozent der Befragten der Alternative für Deutschland (AfD) zu, die Herausforderungen in Deutschland zu lösen. Dieser Wert liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 18,7 Prozent und spiegelt die zunehmende Zustimmung zur AfD in den ostdeutschen Bundesländern wider. Dabei sehen 26,9 Prozent der 30.121 Teilnehmer aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und MV die AfD als wirksamen Problemlöser. Für MV selbst haben 4.683 Personen an der Umfrage teilgenommen. In Vorpommern vertraut sogar jeder vierte Befragte (26 Prozent) der AfD.
Die Umfrage ergab zudem, dass 22,2 Prozent der Teilnehmer in MV keiner Partei zutrauen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Die CDU erhält das Vertrauen von 20,2 Prozent der Befragten, während Bündnis 90/Die Grünen auf 12,4 Prozent kommen. Die SPD und Die Linke haben mit 9,3 Prozent und 2,8 Prozent niedrigere Werte, während die FDP nur 1,8 Prozent erreicht. Auch die Stichprobe zeigt einen starken Frustrationspegel: 67,9 Prozent der Teilnehmer haben wenig bis sehr wenig Vertrauen in Parteien, und 65,5 Prozent äußern sich unzufrieden mit der Demokratie in Deutschland, während diese Quote bundesweit bei 54,1 Prozent liegt.
Zuwanderung bleibt wichtigstes Thema
Die Umfrage zeigt ebenfalls, dass Migration ein zentrales Thema für die AfD ist und im aktuellen Wahlkampf eine bedeutende Rolle spielt. Politikwissenschaftlerin Corinna Kröber erläutert, dass die AfD erfolgreich das Thema Migration auf die Agenda setzt und somit andere Parteien unter Druck setzt. AfD-Landeschef Leif-Erik Holm sieht die gestiegenen Umfragewerte seiner Partei als Bestätigung des eingeschlagenen Kurses und strebt 30 Prozent und mehr bei der kommenden Bundestagswahl an.
Die CDU unter ihrem Landeschef Daniel Peters hat zwar mit 21 Prozent besser abgeschnitten als bei der letzten Bundestagswahl, jedoch ist dies im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2024, bei der die Partei noch 25 Prozent erhalten hatte, ein Rückgang. Der SPD-Generalsekretär Julian Barlen gibt zu, dass die SPD bis zur Wahl “noch zulegen” müsse und sieht sich als “Bollwerk gegen die AfD”. Über 60 Prozent der Befragten werten Themen wie Zuwanderung, Integration und Asylpolitik als wichtig, auch wenn der Anteil der Wähler, die diese als dringlich empfinden, auf 26 Prozent gesunken ist.
Blick auf die demokratische Zufriedenheit
Wenig Vertrauen herrscht nicht nur in die Parteien, sondern auch in religiöse Institutionen und die Bundesregierung. 65,2 Prozent der Teilnehmer haben wenig Vertrauen in Kirchen, während 44,5 Prozent der Bundesregierung skeptisch gegenüberstehen. Diese Zahlen deuten auf eine tief sitzende Bürgerunzufriedenheit hin.
Die Umfrage vom 20. bis 25. Januar 2025 zeigt zudem die Herausforderungen, denen sich die etablierten Parteien gegenübersehen. Die FDP bleibt unter der Fünf-Prozent-Hürde und fordert eine politische Neuausrichtung, während Friedrich Straetmanns vom BSW an der Verlässlichkeit der Umfragewerte zweifelt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die politische Stimmung in MV eine deutliche Verschiebung hin zu alternativen Parteien aufzeigt, die möglicherweise die zukünftige politische Landschaft prägen könnte.
Während Wahlumfragen die momentane politische Stimmung wiedergeben, sind sie keine Garantie für das Wahlergebnis. Statistische Unsicherheiten können Einfluss auf die per Umfrage ermittelten Werte nehmen. Der mögliche Fehler bei den Umfrageergebnissen liegt im Bereich von 1 bis 3 Prozentpunkten, was die Deutung der Ergebnisse komplizierter macht. Dennoch wurde festgestellt, dass die AfD in diesen Umfragen nicht nur an Unterstützung gewonnen hat, sondern auch andere Parteien signifikant unter Druck setzt, deren Umfragewerte weiterhin sinken.