
Der 274 Meter lange Öltanker „Eventin“ hatte am Freitag in der Ostsee nördlich von Rügen einen schwerwiegenden Vorfall: Ein mutmaßlicher Stromausfall versetzte das Schiff in den Zustand der Manövrierunfähigkeit. Laut einem Bericht von RP Online trieb das Schiff führerlos auf der Ostsee, etwa 20 Kilometer vor der Küste. Die 24-köpfige Besatzung war während des Vorfalls in einer angespannten Lage, bis schließlich die Notschlepper „Baltic“ und „Bremen Fighter“ hier eingreifen konnten.
Am Samstag wurde der Tanker von einem Schleppverband zu einem vorläufigen Ziel vor Sassnitz gezogen, wo er nun auf Reede liegt. Dabei stellte der Schleppvorgang eine erhebliche Herausforderung dar, da hohe Wellen von bis zu vier Metern und Sturm mit Windstärke neun die Arbeiten erschwerten, berichtet Tagesschau. Trotz dieser widrigen Umstände blieb das Havariekommando optimistisch und bewertete die Lage als „stabil“.
Umfangreiche Einsatzkoordination
Zur Absicherung des Einsatzes standen mehrere Schiffe bereit. Das Mehrzweckschiff „Arkona“ des Bundes war vor Ort, begleitet von dem Bundespolizei-Schiff „Bamberg“. Am Samstagabend erhielten die Seeleute Hilfslieferungen mit Strommodulen und Heizlüftern, die per Helikopter zu dem Tanker geflogen wurden. Eine Besatzung von vier Seeleuten wurde ebenfalls mit einem Hubschrauber auf die „Eventin“ abgeseilt, um die Situation zu stabilisieren.
Besonders brisant ist die Situation auch aufgrund der Herkunft des Schiffes: Die „Eventin“ fährt unter der Flagge Panama und wird von Greenpeace als Teil der russischen Schattenflotte identifiziert. Diese Schattenflotte besteht aus einer erheblicher Anzahl alter und häufig unversicherter Tankschiffe, die von Russland genutzt werden, um westlichen Sanktionen zu entgehen, wie Deutschlandfunk berichtet. Sie transportieren Öl und agieren oft unter unklaren Eigentumsverhältnissen.
Ökologische und sicherheitspolitische Bedenken
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus äußerte Besorgnis über die Bedrohung von der Schattenflotte und die möglichen Folgen für die Ostsee. Vor diesem Hintergrund warnte auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vor den Gefahren für die europäische Sicherheit, die von Russland ausgehen.
Die „Eventin“ ist nicht das einzige Schiff, das in der Vergangenheit wegen seiner risikobehafteten Operationen in die Schlagzeilen geriet. Greenpeace hebt hervor, dass die Tanker der Schattenflotte oftmals aus einer Vielzahl an sicherheitsrelevanten Gründen als Bedrohung wahrgenommen werden. Eine Analyse zeigt, dass das Durchschnittsalter der Schiffe 17 Jahre beträgt, was als zu hoch gilt, um notwendige Standards sicherzustellen.
Insgesamt stellt die russische Schattenflotte eine ernsthafte Herausforderung für europäische Sicherheitsinteressen dar und trägt zudem zur Umweltgefährdung in der Ostsee bei. Obwohl die Europäische Union Sanktionen gegen viele dieser Schiffe verhängt hat, zeigt sich, dass der Export von russischem Öl, insbesondere nach Staaten wie China, Indien und der Türkei, weiterhin boomt.
In Anbetracht dieser Dynamiken wird der Vorfall um die „Eventin“ nicht nur als maritimes Problem, sondern auch als Teil eines größeren geopolitischen und ökologischen Rahmens betrachtet, der sowohl die Ostsee als auch die internationale Gemeinschaft bewegt.