
Der manövrierunfähige Öltanker „Eventin“ liegt weiterhin vor der Insel Rügen in der Ostsee fest. Laut t-online hat das Schiff keine Genehmigung zur Weiterfahrt erhalten und befindet sich mit seiner Ladung im Zollgebiet der Europäischen Union, wo es zollamtlicher Überwachung unterliegt. Der Tanker transportiert 100.000 Tonnen russisches Öl, welches als illegale Ware gilt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle prüft derzeit, ob durch diesen Transport gegen die EU-Sanktionen verstoßen wird.
Die Generalzolldirektion in Bonn äußerte sich aus Gründen des Zollgeheimnisses nicht zu möglichen Maßnahmen. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace bezeichnen die „Eventin“ als Teil der als „Schattenflotte“ bezeichneten russischen Flotte, die aus 192 maroden Schiffen besteht, die Sanktionen umgehen. Diese Schattenflotte transportiert Öl unter fremder Flagge, um das internationale Ölembargo gegen Russland zu unterlaufen.
Die Schattenflotte im Kontext internationaler Sanktionen
Die Nutzung einer „Schattenflotte“ durch Russland hat sich seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 verstärkt. Bei der Schattenflotte handelt es sich um ältere, meist veraltete Öltanker, die oft unter undurchsichtigen Bedingungen betrieben werden. Darüber hinaus sind sie häufig unversichert. Schätzungen zufolge umfasst diese Flotte mehr als 400 bis 460 Tanker, die bis zu 15 % der weltweiten Tankerkapazitäten ausmachen. Russische Ölfirmen bedienen sich dabei Strohmännern und Offshore-Firmen, um diese Tanker zu erwerben und zu betreiben, was den Ermittlungen durch westliche Staaten erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
Im Jahr 2024 wurde über die Schattenflotte geschätzt, dass täglich 4,1 Millionen Barrel Öl transportiert wurden, was 70 % der maritimen Ölausfuhren Russlands entspricht. Die Hauptabnehmer dieses Öls sind Länder wie China und Indien. Das gesamte Einkommen aus Ölexporten wird für 2024 auf 193 Milliarden Dollar geschätzt. Die europäischen Staaten haben als Reaktion auf diesen illegalen Ölhandel im Sommer 2024 begonnen, gezielte Sanktionen gegen identifybierbare Schiffe der Schattenflotte zu erlassen. Laut Tagesschau wurden bisher von der EU etwa 80 Schiffe sanktioniert, während Großbritannien mehr als 50 und die USA sogar 183 Schiffe auf ihre Sanktionslisten gesetzt haben.
Technische Mängel und Umweltgefährdung
Die „Eventin“ ist fast 20 Jahre alt und hat in der vergangenen Woche einen Ausfall aller Systeme erlitten. Rettungsteams haben inzwischen Schleppverbindungen zur „Eventin“ hergestellt, jedoch bleibt unklar, ob und wann eine Schleppung in Richtung Skagen an der Nordspitze Dänemarks stattfinden kann. Diese Situation wirft nicht nur Fragen zur Sicherheit des Schiffs auf, sondern auch zu den Risiken, die mit der Überalterung und den technischen Mängeln der gesamten Schattenflotte verbunden sind, wie Experten warnen. Diese Tanker verursachen aufgrund ihrer mangelhaften Instandhaltung erhebliche Umwelt- und Sicherheitsprobleme.
Bedenken hinsichtlich der Verwendung dieser alten Schiffe ohne automatische Identifizierungssysteme begünstigen nicht nur die Verletzung von internationalen Sanktionen, sondern erhöhen auch das Risiko für maritime Katastrophen. Umweltschützer und Anrainerstaaten der Ostsee, darunter Schweden, fordern ein strengeres Vorgehen gegen die Eigentümer und Betreiber solcher Schiffe, um die marine Umwelt weiterhin zu schützen. Die Zeit berichtet außerdem von anhaltenden Streitigkeiten innerhalb der EU über die Ausnahmeregelungen für europäische Unternehmen, die es diesen Unternehmen ermöglichen, sich geordnet aus dem russischen Markt zurückzuziehen.