
Die Kraniche in Mecklenburg-Vorpommern, die einst auf ihren langen Zugreisen von über 1.800 Kilometern gen Süden flogen, haben sich zunehmend dafür entschieden, in Deutschland zu überwintern. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Art und deren Lebensräume. Laut dem NDR wird diese Entwicklung auch auf das veränderte Zugverhalten durch den Klimawandel zurückgeführt, das die Distanz der Migration auf nur noch 300 bis 500 Kilometer verkürzt hat. Diese Thematik war auch ein zentrales Anliegen beim kürzlichen Treffen von Kranichschützern in der Region, wo aktuelle Forschungsergebnisse zur Beringung von Jungvögeln diskutiert wurden.
Die Beringung, die mit Kunststoffringen auf den Beinen der Vögel erfolgt, ermöglicht eine europaweite Identifikation. Dabei wird das linke Bein für die Landesmarkierung und das rechte für einen individuellen Farbcode genutzt. Zusätzlich sind GPS-Sender im Einsatz, um detaillierte Daten über das Verhalten und die Verbreitung der Kraniche zu erhalten. Experten warnen jedoch: In den letzten zehn Jahren hat sich die Kranichpopulation in Deutschland nicht ausreichend vermehrt. Gleichzeitig ist Günter Nowald besorgt, dass Kraniche in nur 100 Jahren ausgestorben sein könnten, wenn nicht schnellstmöglich Maßnahmen ergriffen werden.
Kraniche als Botschafter für den Naturschutz
Kraniche gelten mittlerweile als bedeutende Botschafter für den Naturschutz, deren Schicksal die Herausforderungen des Klimawandels und der Agrarindustrie anspricht. Laut der Webseite kraniche.de hat die 10. Europäische Kranichtagung, die im August 2023 in Tartu, Estland, stattfand, die internationale Zusammenarbeit zur Rettung der Kranicharten vorangetrieben. Hierbei nahmen 78 Teilnehmer aus 20 Nationen daran teil, um länderübergreifende Projekte zu vereinbaren. Insbesondere der Rückgang der Insektenpopulationen, die für die Aufzucht der Kranichjungen essenziell sind, wird als maßgeblicher Faktor für den zunehmenden Aufzuchterfolg der Kraniche identifiziert.
Ein weiteres Problem sind die schwindenden Feuchtgebiete durch den Klimawandel, die die Fortpflanzungsmöglichkeiten der Kraniche beeinträchtigen. Mindestens 10 der 15 Kranicharten weltweit sind stark gefährdet oder nehmen ab. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Notwendigkeit eines klugen, vorausschauenden politischen Handelns zum Schutz dieser Tiere und ihrer Lebensräume.
Maßnahmen für den Naturschutz
Die Herausforderungen, mit denen Kraniche konfrontiert sind, spiegeln die größeren Probleme des Naturschutzes wider. Ein Bericht auf academia.edu hebt hervor, dass der Schutz der biologischen Vielfalt eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Entwicklung hat. Klare Handlungsschwerpunkte müssen gesetzt werden, um dem Rückgang der Biodiversität entgegenzuwirken. Innovative Methoden zur Risikoabschätzung und adaptives Risiko-Management sind notwendig, um Naturschutzmaßnahmen effektiv zu gestalten.
Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 sind Schlüsselelemente zum Erhalt gefährdeter Lebensräume. In Brandenburg werden mithilfe dieser Programme Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität und zur Förderung eines nachhaltigen Zusammenlebens von Mensch und Natur entwickelt. Diese Initiativen können auch für die Kranichpopulation von Bedeutung sein, um die biologischen Vielfalt zu bewahren und den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
Die Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Initiativen, zusammen mit dem Engagement der Ehrenamtlichen, die sich aktiv an Zählungen und Spendenaktionen beteiligen, sind entscheidend für die Zukunft der Kraniche. Beobachtungsmöglichkeiten, etwa in Pramort/Ostzingst oder im Kranichzentrum Groß Mohrdorf, bieten nicht nur Einblicke in das Leben dieser majestätischen Vögel, sondern fördern auch das Bewusstsein für den Naturschutz in der Bevölkerung.