
Soziale Wohnungsunternehmen in Deutschland setzen im Jahr 2025 verstärkt auf die energetische Sanierung bestehender Wohnungen anstatt auf den Neubau von Wohnraum. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) hervor, die zwischen dem 6. und 10. Januar 2025 unter 350 Mitgliedsunternehmen durchgeführt wurde. 28 Prozent der Unternehmen planen den Bau neuer Wohnungen, während 58 Prozent dies nicht planen und 14 Prozent unsicher sind. Gleichzeitig streben 50 Prozent der VNW-Unternehmen energetische Sanierungen an, während 30 Prozent dies nicht in Erwägung ziehen und 20 Prozent unsicher sind. Diese Tendenz könnte auf die Herausforderungen im Bauwesen zurückzuführen sein, die in einer Vielzahl von Faktoren wurzeln, darunter die hohen Baupreise, die 66 Prozent der Befragten als drängendes Problem identifizieren.
VNW-Direktor Andreas Breitner bezeichnete die Umfrageergebnisse als Warnsignal für die Bundesregierung. Diese Sichtweise wird durch die Tatsache gestützt, dass 54 Prozent der Befragten die aktuelle Lage der Wohnungswirtschaft als befriedigend bewerten, während 19 Prozent sie als schlecht und 4 Prozent als sehr schlecht beurteilen. Die Unternehmen erwarten von der Regierung verlässliche Förderungen, weniger bürokratische Hürden und einfachere Genehmigungsverfahren, um die engen Margen im sozialen Wohnungsbau nicht weiter zu gefährden. Besonders kritisch wird der Mangel an Baugenehmigungen aus den letzten zwei Jahren wahrgenommen, da dieser die Situation weiter verschärfen könnte.
Energetische Sanierung und wirtschaftliche Herausforderungen
Die EU plant bis 2033 die energetische Sanierung von Wohngebäuden, die die höchsten Treibhausgasemissionen verursachen. Rund 15 Prozent der 750.000 Wohnungen der VNW-Mitglieder fallen in die Kategorie der „worst performing buildings“. Die Kosten für die energetische Sanierung einer solchen Wohnung betragen im Durchschnitt etwa 60.000 Euro, was einen Gesamtaufwand von rund 6,75 Milliarden Euro für die Sanierung aller betroffenen Wohnungen bedeutet. Das Gesetz erlaubt eine monatliche Mieterhöhung von maximal 2 Euro pro Quadratmeter über einen Zeitraum von sechs Jahren, wenn die Miete vor der Sanierung unter 7 Euro liegt. Dies führt zu Sorgen über die Wirtschaftlichkeit solcher Sanierungen, insbesondere wenn man bedenkt, dass ohne staatliche Förderung die Investitionen erst nach 41 Jahren amortisiert sind.
Die VNW-Unternehmen sehen sich nunmehr mit hohen Investitionskosten konfrontiert, während gleichzeitig die durchschnittliche Nettokaltmiete von 6,41 Euro pro Quadratmeter nicht ausreichend Rücklagen für die Finanzierung solcher Maßnahmen bietet. Die Verbindung aus niedrigen Mieten und hohen Sanierungskosten lässt viele Unternehmen anhaltend befürchten, dass die Anforderungen wirtschaftlich nicht umsetzbar sind. Dies hängt auch mit den strukturellen Herausforderungen im deutschen Wohnungssektor zusammen, die das gesamte Land betreffen, da etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs und ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU von Gebäuden verursacht werden.
Auswirkungen auf Mieter und zukünftige Entwicklungen
Zusätzlich zur wirtschaftlichen Belastung durch die Sanierung gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Mietkosten für Mieter. Oftmals zahlen diese nach Sanierungen höhere Warmmieten, obwohl der Energieverbrauch gesunken ist. Ein unzureichendes System der Kostenumlage führt dazu, dass viele Mieter unangemessene Erhöhungen erleben, da nicht genutzte Fördermittel oft zu erheblichen Mietsteigerungen führen können. Experten plädieren für eine Absenkung der Modernisierungsumlage von aktuell 8 Prozent auf 3 Prozent, um den Mietern eine faire Anpassung zu ermöglichen.
Um eine zügigere energetische Sanierung der Bestandsgebäude voranzutreiben, ist eine bessere Aufteilung der Investitionen zwischen öffentlicher Hand, Vermietern und Mietern erforderlich. Die Struktur der bestehenden Förderprogramme wird als unzureichend wahrgenommen, da sie oft nicht ausgeschöpft wird, was zu einem Anstieg der Mietpreise führt. Eine gezieltere Förderung und eine langfristige Finanzierung sind nötig, um sowohl den sozialen Wohnungsbau zu sichern als auch endlich die Klimaziele zu erreichen.sat1regional.de vnw.de bund.net