Schwerin

Schwerin diskutiert Sonntagsöffnungen: Chance oder Risiko für Händler?

Ralf Kahn, ein Einzelhändler aus Schwerin, zeigt sich optimistisch über die Auswirkungen des neuen Welterbe-Titels seiner Stadt. Seit dem Juli 2024 trägt Schwerin diesen Titel, und Kahn erwartet dadurch einen Anstieg der Besucherzahlen. In diesem Kontext befürwortet er die Einführung von sonntäglichen Öffnungszeiten für Geschäfte. Eine neue Verordnung ermöglicht es beispielsweise, dass Geschäfte in touristischen Orten von Mitte März bis Ende Oktober an Sonn- und Feiertagen für sechs Stunden öffnen dürfen. Diese Regelung gilt ebenfalls für die Städte Wismar und Stralsund.

Die Entscheidung über die konkreten Öffnungszeiten für Schwerin liegt beim Landeswirtschaftsministerium. Laut Ostsee-Zeitung kann die Prüfung durch das Ministerium bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen, was Stadtpräsident Sebastian Ehlers (CDU) als bürokratische Hürde kritisiert. Oberbürgermeister Rico Badenschier drängt hingegen auf eine schnelle Lösung und arbeitet eng mit dem Wirtschaftsminister Wolfgang Blank (SPD) zusammen.

Verhalten der Händler

Trotz der neuen Regelung sind viele Händler in Schwerin skeptisch. Henner Schacht, Centermanager der Marienplatz-Galerie, bezeichnet die Aussicht auf achtmonatige Sonntagsöffnungen als „völlig utopisch“. Derzeit sind lediglich vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr erlaubt, meist an besonderen Anlässen. Kleinere, inhabergeführte Läden zeigen sich wenig interessiert an den neuen Öffnungszeiten.

Ein Beispiel dafür ist Carina Klös von Goldschmied Nothdurft, die von einem geringen Umsatz an verkaufsoffenen Sonntagen berichtet. Die Stadt hatte zuvor eine Gebühr von knapp 100 Euro für die Teilnahme an diesen Sonntagen erhoben, diese ist nun entfallen. Allerdings wird als nachteilig angesehen, dass der erste Advent nicht mehr als verkaufsoffener Sonntag gilt. Antiquitätenhändler Paul Dinter zeigt sich unsicher, ob er an Sonntagen öffnen wird, äußert jedoch den Wunsch nach Entscheidungsfreiheit.

Am 6. April 2025 hat die Stadt eine Allgemeinverfügung erlassen, die es allen Händlern erlaubt, von 13 bis 18 Uhr ohne Gebühr zu öffnen, was als erfreuliche Entwicklung aufgenommen wird.

Diskussion um Sonntagsöffnungen

Die Debatte über die Sonntagsöffnungen im Einzelhandel geht über Schwerin hinaus. Während Befürworter vor allem die Vorteile für Verbraucher und Händler hervorheben—wie mehr Flexibilität für Berufstätige und Umsatzchancen in touristischen Gebieten—warnen Kritiker vor den sozialen und kulturellen Konsequenzen der Kommerzialisierung. Da viele Menschen den Sonntag als Tag der Ruhe und Rückzug betrachten, sehen Gewerkschaften auch die Belastung für Arbeitnehmer im Einzelhandel kritisch.

Zudem befürchten kleinere Händler, durch große Ketten unter Druck zu geraten. Der Vergleich mit Städten wie Duisburg, Münster und Heidelberg, wo verkaufsoffene Sonntage in Kombination mit besonderen Ereignissen zu Umsatzsteigerungen führten, zeigt die heterogenen Auswirkungen der Öffnungspolitik. Zukünftige Ansätze sollten daher darauf abzielen, eine Balance zwischen wirtschaftlichen Vorteilen und sozialer Verantwortung zu finden.

Insgesamt wird deutlich, dass eine offene Diskussion über Sonntagsöffnungszeiten notwendig ist, um alle Interessen zu berücksichtigen. Die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes sowie die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten stehen dabei im Vordergrund, wie auch die Forderung nach einem gewissen Schutz der Arbeitnehmer im Einzelhandel.

Statistische Auswertung

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ostsee-zeitung.de
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