
Am 28. Februar 2025 blicken Analysten auf die Verhandlungen der letzten Jahre zurück und ziehen Parallelen zwischen den Gesprächen, die im Zuge des Doha-Abkommens von 2020 zwischen den USA und den Taliban geführt wurden, und den aktuellen geopolitischen Entwicklungen in der Ukraine. In der Diskussion über die Lehren aus diesen Verhandlungen wird deutlich, dass die außenpolitischen Entscheidungen von Donald Trump und Joe Biden langfristige Auswirkungen sowohl auf Afghanistan als auch auf globale Konflikte haben.
Das Doha-Abkommen, unterzeichnet am 29. Februar 2020 von Zalmay Khalilzad für die USA und Abdul Ghani Baradar für die Taliban, hatte das eindeutige Ziel, den über 18 Jahre währenden Krieg in Afghanistan zu beenden. Zu den zentralen Punkten gehörte der stufenweise Abzug aller US-Truppen, der bis Mai 2021 vollständig abgeschlossen sein sollte. Trump strebte an, die Truppenanzahl von ursprünglich 13.000 auf 8.600 bis Juli 2020 zu reduzieren, und setzte gleichzeitig auf die Zusage der Taliban, dass von afghanischem Boden keine Bedrohung für die USA ausgehen würde. Ein weiterer kritischer Punkt war der geplante Austausch von 5.000 inhaftierten Taliban-Kämpfern gegen 1.000 afghanische Sicherheitskräfte, was bei vielen Kritikern im US-Kongress Besorgnis auslöste, da dies als Zugeständnis ohne adäquate Gegenleistungen verstanden wurde.
Kritik und Herausforderungen des Abkommens
Kritiker bemängelten die fehlende Einbeziehung der afghanischen Regierung unter Präsident Ashraf Ghani, die vehement gegen die Verhandlungen war. Darüber hinaus machte Trump Zugeständnisse, ohne die Taliban entsprechend zur Rücksichtnahme auf afghanische Interessen zu bewegen. Trotz der Waffenruhe von sieben Tagen, in der die Einschränkungen der Kampfhandlungen weitgehend eingehalten wurden, blieben die Bedingungen in Afghanistan angespannt. In dieser Zeit gab es 30 Tote, was eine Reduzierung der Todesfälle um fast zwei Drittel im Vergleich zu den Vormonaten darstellt.
Die Rückkehr der Taliban an die Macht ist zudem von der Sorge um ein Machtvakuum in Afghanistan begleitet, das durch den Abzug der US-Truppen entstehen könnte. Die Taliban verbrachen es, ihre Verbindungen zu Al-Kaida zu kappen, was die Stabilität der Region in Frage stellt. Die Schiiten in Afghanistan sind besonders gefährdet und haben vermehrt unter Anschlägen, vor allem durch Ableger des Islamischen Staates, zu leiden. Die Ungewissheit über die innerafghanischen Gespräche verstärkt die Ängste von Kritikern, da diese durch fehlende Garantien für die Durchführung in Gefahr geraten.
Biden’s Umgang mit den Vereinbarungen
Joe Biden übernahm die Präsidentschaft mit dem Ziel, Trumps Abzugsplan zu überprüfen, entschloss sich jedoch, den Rückzug der US-Truppen wie vereinbart durchzuführen und beendete das amerikanische Engagement in Afghanistan vollständig. Dies führte zum chaotischen Abzug der letzten Truppen am 15. August 2021, welcher als eines der größten außenpolitischen Versagen in Bidens Amtszeit gewertet wird, auch wenn es auf der Grundlage von Trumps Vereinbarungen basierte. Die Afghanische Armee, deren Stärke oft überschätzt wurde, brach ohne die Unterstützung der US-Streitkräfte schnell zusammen.
Die Diskussion über die Lehren aus dem Doha-Abkommen ist nicht nur auf Afghanistan beschränkt. Es wird darüber debattiert, inwieweit diese Erfahrungen auch Anhaltspunkte für den Umgang mit den Konflikten in der Ukraine geben können. Eine Einbeziehung europäischer Verbündeter sowie die Berücksichtigung der jeweiligen lokalen Gegebenheiten scheinen entscheidend zu sein, um ähnliche Fehler zu vermeiden.
Die Herausforderungen in Afghanistan bleiben eine Warnung dafür, wie wichtig es ist, bei Friedensverhandlungen die Stimmen aller relevanten Akteure einzubeziehen und sicherzustellen, dass ein Abzug von Militärpersonal nicht zu einem instabilen Machtgefüge führt. Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Lehren in der aktuellen geopolitischen Lage Anwendung finden werden.
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