
In der Unimedizin Greifswald, dem Kreiskrankenhaus Wolgast und der Unimedizin Rostock wird derzeit das Forschungsprojekt „EDITcare“ durchgeführt, das einen innovativen Ansatz zur Entlastung des Pflegepersonals verfolgt. Ziel der Initiative ist es, durch digitale Unterstützung die Kommunikation zwischen Patienten und Pflegekräften zu optimieren und die zu bewältigenden Laufwege zu reduzieren. Die App „Helpchat“, die zusätzlichen Nutzen zur traditionellen Patientenklingel bieten soll, ermöglicht es Patienten, ihre Bedürfnisse präzise zu äußern, ohne dass das Pflegepersonal laufend zum Bett der Patienten kommen muss. Diese direkte Kommunikation könnte nicht nur die Effizienz im Alltag steigern, sondern auch zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden beitragen, da sie weniger unterbrochen werden.
Das Projekt EDITcare, das bis zum 30. November 2027 läuft und mit 4,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, wird von Professor Steve Strupeit geleitet, dem Direktor des Instituts für Pflegewissenschaft und interprofessionelles Lernen der Unimedizin Greifswald. Die App wurde zunächst 2021 beim Healthcare Hackathon in Greifswald präsentiert und hat bereits erste Testläufe auf zwei Stationen in Greifswald absolviert. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie eine digitale Lösung die Herausforderungen im Pflegealltag konkret adressieren kann.
Entlastung und Erhöhung der Zufriedenheit
Die Belastungen für Pflegefachkräfte sind enorm. Sie sehen sich nicht nur komplexen Pflegeaufgaben gegenüber, sondern müssen auch umfangreiche Dokumentationen erstellen. Aufgrund dieser hohen Anforderungen sind häufig Psychosen wie Burnout und Depressionen zu beobachten. Ein Mangel an Fachkräften sowie deren hohe Ausfallquoten führen zudem zu einer Unterbesetzung, was die verbleibenden Pflegekräfte zusätzlich belastet. Die Entwicklung eines digitalen Instruments wie Helpchat zielt darauf ab, diese Herausforderungen zu mildern und die Pflegequalität im stationären Bereich signifikant zu verbessern.
Das Konzept fördert die digitale Kommunikation, sodass Pflegebedürftige ihre Bedarfe nicht nur äußern, sondern auch priorisieren können. Pflegekräfte können diese Informationen einsehen und individuell darauf reagieren. Durch den damit verbundenen Zeitgewinn entsteht nicht nur eine höhere Zufriedenheit im Job, sondern auch eine gesteigerte Pflegequalität, da die Pflegeressourcen effektiver eingesetzt werden können. Die wissenschaftliche Untersuchung des Projekts wird sowohl Abläufe als auch mögliche Kosteneinsparungen evaluieren und so den Gesamt-Nutzen der digitalen Lösung festhalten.
Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege
Dennoch zeigt sich, dass die Implementierung digitaler Lösungen in der Pflege mit verschiedenen Herausforderungen verbunden ist. Neben der erforderlichen Datensicherheit und dem Schutz sensibler Informationen müssen auch Fragen der Akzeptanz seitens der Pflegekräfte und der Patienten geklärt werden. Diese Akzeptanz wird oft als langwieriger Prozess betrachtet, der, wie Experten anmerken, Jahre oder sogar Jahrzehnte in Anspruch nehmen kann. Trotz dieser Herausforderungen werden die Vorteile der Digitalisierung, wie eine mögliche Entlastung der Pflegekräfte und eine Verbesserung der Pflegequalität, seitens der Fachleute als vielversprechend eingeschätzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt EDITcare mit der App Helpchat einen vielversprechenden Ansatz für die Pflege der Zukunft darstellt. Es hat das Potenzial, nicht nur die alltäglichen Abläufe im Pflegebereich zu optimieren, sondern auch die Zufriedenheit aller Beteiligten – sowohl der Pflegekräfte als auch der Patienten – zu erhöhen. Der Weg dorthin wird jedoch mit Herausforderungen gepflastert sein, die es zu bewältigen gilt, um die digitale Transformation im Gesundheitswesen erfolgreich umzusetzen.