
Am 9. Februar 2025 bewahrt das Stralsunder Stadtarchiv zwei bedeutende Urkunden aus dem Jahr 1370, die anlässlich des Stralsunder Friedens unterzeichnet wurden. Diese Urkunden sind nicht nur historisch wertvoll, sondern gehören seit 2023 zu den Dokumenten „Zur Geschichte der Hanse“, die im Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurden. Diese Anerkennung betont die Wichtigkeit der Urkunden für das kulturelle und historische Gedächtnis Europas und der Welt.
Die Originalurkunden, die mittlerweile über 650 Jahre alt sind, sind empfindlich und daher nicht für eine dauerhafte Ausstellung geeignet. Aus diesem Grund wurden hochwertige Faksimiles erstellt, die mit Fördermitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern finanziert wurden. Diese Replikate werden in der neuen Dauerausstellung des STRALSUND MUSEUM präsentiert, wodurch die Öffentlichkeit die Möglichkeit hat, in die Geschichte der Hanse einzutauchen. Dr. Dirk Schleinert, Direktor des Stadtarchivs, hebt die hohe Qualität der Faksimiles hervor, während die Originalurkunden im Zentraldepot der Hansestadt Stralsund gut geschützt aufbewahrt werden.
UNESCO-Ehrung und deren Bedeutung
Im Mai 2023 kündigte die Generaldirektorin der UNESCO in Paris an, dass insgesamt 17 Dokumente zur Geschichte der Hanse in das internationale Register des UNESCO-Programms „Memory of the World“ eingetragen werden. Diese Zeremonie fand am 1. Dezember 2023 in der Hansestadt Lübeck statt und war von festlichen Ansprachen und Feierlichkeiten geprägt. Für Stralsund war es besonders bedeutsam, da die Friedensurkunden von 1370 als eine der ausgezeichneten Dokumente hervorgehoben wurden.
Maria Quintana Schmidt, die stellvertretende Präsidentin der Bürgerschaft von Stralsund, nahm das Zertifikat von der deutschen UNESCO-Kommission entgegen. Anwesend waren auch zahlreiche lokale Persönlichkeiten, darunter Dr. Maren Heun, Direktorin des STRALSUND MUSEUM, Ute Bartel, Leiterin des Kulturausschusses der Bürgerschaft, und Dr. Gerd Franz Triebenecker, Vorsitzender des Welterbebeirates.
Die Hanse und ihr Erbe
Die Hanse, ein bedeutendes Handelsnetzwerk, bildete über Jahrhunderte hinweg ein wichtiges Bindeglied zwischen unterschiedlichen Regionen Europas. Sie existierte vom 12. bis 17. Jahrhundert und erstreckte sich über weite Gebiete von Flandern bis Nowgorod und von Bergen bis Krakau. Die Hanse förderte den Austausch von Waren und Kulturen auf die gleiche Art und Weise, wie es heutzutage im globalen Handel üblich ist.
Durch den Handel beflügelten hansische Kaufleute den Austausch von vielfältigen Produkten, darunter Pelze, Wachs, Getreide und Holz, die aus dem Baltikum und Russland nach Westeuropa importiert wurden. Im Gegenzug exportierte die Hanse Textilien, Gewürze, Seide und Salz in die östlichen Regionen. Die Organisation spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Wirtschaftsbeziehungen, die nicht nur Waren, sondern auch kulturellen Austausch mit sich brachten.
Mit der Aufnahme in das Weltdokumentenerbe ist die UNESCO auch auf die Verantwortung der Institutionen hingewiesen, diese Dokumente für zukünftige Generationen zu sichern und zugänglich zu machen. Ein wichtiger Aspekt der Hanse war die Verschriftlichung von Vereinbarungen, die bis heute im historischen Gedächtnis verankert ist und die kulturelle Identität der beteiligten Regionen prägte. Die Anerkennung der Stralsunder Friedensurkunden als Teil dieses Erbes ist somit von großer Bedeutung für die Aufarbeitung und Vermittlung der hanseatischen Geschichte und ihrer weitreichenden Einflüsse.