Ehemaliges Wehrmachtgefängnis Anklam: Führungen im Gedenken an die Opfer!

Das Wehrmachtgefängnis Anklam öffnet bei Führungen Einblicke in seine Geschichte als Lern- und Gedenkort zur NS-Militärjustiz.
Das Wehrmachtgefängnis Anklam öffnet bei Führungen Einblicke in seine Geschichte als Lern- und Gedenkort zur NS-Militärjustiz. (Symbolbild/MMV)

Ehemaliges Wehrmachtgefängnis Anklam: Führungen im Gedenken an die Opfer!

Anklam, Deutschland - Das Wehrmachtgefängnis in Anklam, ein historischer Ort, der tief in die dunkle Zeit der NS-Militärjustiz eintaucht, öffnet seine Türen für die Öffentlichkeit. Ab dem Sommer 2025 werden monatliche Führungen angeboten, die den Besucher:innen einen umfassenden Einblick in die Architektur und den Alltag der Häftlinge gewähren. Dieses Gefängnis ist das weltweit einzige, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist und stellt einen wahren Lern- und Gedenkort dar.

Erbaut zwischen 1939 und 1940, war das Gefängnis ursprünglich für die Verwaltung der Militärjustiz der Wehrmacht konzipiert. Wie Nordkurier berichtet, diente es als eines von insgesamt acht Militärgefängnissen zur Bestrafung von Soldaten und Militärangehörigen, die aus verschiedenen Gründen verurteilt wurden, darunter Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung. Häftlinge, die in dieser Institution untergebracht waren, wurden häufig in Rüstungsbetrieben wie den Arado Flugzeugwerken eingesetzt.

Ein Mahnmal der Geschichte

Die Stiftung „Zentrum für Friedensarbeit – Otto Lilienthal – Hansestadt Anklam“ hat das Gefängnis seit 2005 übernommen und mit viel Engagement restauriert. Immer mehr Zeitzeugen und Angehörige übergeben Hinweise und Erzählungen, die zur Aufarbeitung der Schicksale der ehemaligen Häftlinge beitragen. Die Umnutzung des Gebäudes ist nicht ohne Herausforderungen, denn trotz seiner traurigen Geschichte gibt es ein starkes Bedürfnis nach Erkenntnis und Erinnerung.

Besonders bedrückend sind die Berichte über die Haftbedingungen, die teils katastrophal waren. Zu Hochzeiten war das Gefängnis mit bis zu 1500 Häftlingen überbelegt, was die Lebensumstände stark verschlechterte. Im Rahmen der Führungen wird auch der original erhaltene Todeszellentrakt gezeigt, welcher zwischen 1970er Jahren als Mahnmal genutzt wurde. Wikipedia zeigt auf, dass die letzte dokumentierte Hinrichtung dort am 26. April 1945 stattfand, kurz bevor das Gefängnis in die Hände der Roten Armee fiel.

Einblicke in die militärische Justiz

Die Führungen finden bis Ende Oktober am letzten Donnerstag des Monats statt und kosten 4,50 Euro. Dabei können Besucher:innen nicht nur mehr über die Architektur erfahren, sondern auch über die Mechanismen der NS-Militärjustiz, die streng über das Schicksal der Soldaten urteilten, die wie viele andere dem grausamen Kriegsalltag entkommen wollten. Selbstverstümmelung, um dem Kriegseinsatz zu entgehen, galt damals als „Zersetzung der Wehrkraft“ und wurde mit schweren Strafen geahndet. Über 3.000 Todesurteile wurden in solchen Fällen vollstreckt. ZUMFEINDGEMACHT hebt hervor, wie verheerend das Konzept der inneren Feinde in der Wahrnehmung der Nationalsozialisten war.

In einer Zeit, in der viele Menschen an diese dunkle Epoche erinnern und sie verstehen wollen, bietet das Wehrmachtgefängnis Anklam einen bedeutenden Lernort. Besucher:innen sind eingeladen, die Geschichte nicht nur zu erfahren, sondern auch aktiv zum Gedenken und zur Aufarbeitung der Vergangenheit beizutragen.

Details
OrtAnklam, Deutschland
Quellen