Beratung zu Stasi-Unterlagen: Aufarbeitung DDR-Unrecht in Sassnitz
Am 22. Juli 2025 bietet das Bundesarchiv in Sassnitz eine kostenlose Beratung zu Stasi-Unterlagen und DDR-Unrecht an.

Beratung zu Stasi-Unterlagen: Aufarbeitung DDR-Unrecht in Sassnitz
In Mecklenburg-Vorpommern wird am 22. Juli 2025 die Aufarbeitung von Stasi-Unrecht und politischer Verfolgung in der DDR in den Fokus gerückt. Von 14:00 bis 17:00 Uhr öffnet die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv in Sassnitz ihre Türen für alle Betroffenen und Interessierten. Ein tolles Angebot, das von der Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv, unterstützt durch den Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, organisiert wird. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, was die Möglichkeit für viele Menschen eröffnet, sich umfassend zu informieren und beraten zu lassen. [Bundesarchiv] informiert, dass Betroffene eine Beratung zur Einsicht in die Stasi-Akten erhalten können und zudem Unterstützung bei der Antragstellung angeboten wird.
Diese Initiative findet in einem besonders wichtigen Kontext statt. Die Aufarbeitung der politischen Verfolgung in der DDR ist nach wie vor ein sensibles Thema. Schätzungen zufolge waren zwischen 1945 und 1989 zwischen 170.000 und über 300.000 Menschen politisch verfolgt – eine erschreckende Zahl, die die Auswirkungen des SED-Regimes deutlich macht. Die [Bundeszentrale für politische Bildung] hebt hervor, dass die Methoden der Stasi nicht nur physische Gewalt umfassten, sondern auch psychologische Folter, die das Leben der Betroffenen stark beeinflusste. Besonders die „Zersetzung“ war eine perfide Taktik, die darauf abzielte, das Selbstwertgefühl der Gegner zu zerstören und sie zu isolieren.
Psychische Folgen und Langzeitwirkungen
Die psychischen Langzeitfolgen der politischen Verfolgung sind nach wie vor gravierend. Viele ehemalige Häftlinge berichten von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und anderen psychischen Erkrankungen. Laut einer [Studie] leiden circa ein Drittel der ehemaligen politischen Inhaftierten, sogar 26 Jahre nach der Wiedervereinigung, unter PTBS. Diese traumatischen Erlebnisse wirken sich nicht nur auf die Betroffenen aus, sondern auch auf die nachfolgenden Generationen, die oft in die Verfolgungsgeschichte ihrer Eltern involviert sind. Dies verdeutlicht, dass die gesellschaftliche Anerkennung der Opfer politischen Unrechts in der DDR nach wie vor sehr gering ist und dringenden Handlungsbedarf erfordert.
Die Veranstaltung in Sassnitz bietet eine wertvolle Möglichkeit, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Bei einem Besuch können die Teilnehmenden nicht nur ihre persönlichen Geschichten teilen, sondern auch neue Perspektiven und Informationen über die Rehabilitierung und Unterstützung finden. Mit einem gültigen Personaldokument können Interessierte Anträge zur Einsicht in ihre Unterlagen stellen, was ein wichtiger Schritt zur Heilung für viele Betroffene ist.
Dennoch bleibt es wichtig, dass der Diskurs über die Verfolgung und deren Folgen in der Gesellschaft verstärkt wird. Der [Forschungsverbund „Gesundheitliche Langzeitfolgen von SED-Unrecht“] hat in seinen Analysen aufgezeigt, dass die Auswirkungen der politischen Traumatisierung weitreichend sind und eine eingehende Aufarbeitung sowohl auf medizinischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene notwendig ist. Die bevorstehende Veranstaltung ist ein Schritt in die richtige Richtung, um das Schweigen zu brechen und betroffenen Menschen eine Stimme zu geben.
Für weitere Informationen können sich Interessierte an das Bundesarchiv unter der Telefonnummer 030 18665-1200 oder per E-Mail an rostock.stasiunterlagenarchiv@bundesarchiv.de wenden.