Helium-Pionier in Katzow: Testbohrung bringt Hoffnung auf lokale Förderung!
In Vorpommern-Greifswald beantragt ein Unternehmen Testbohrungen zur Helium-Förderung, um der Rohstoffkrise zu begegnen.

Helium-Pionier in Katzow: Testbohrung bringt Hoffnung auf lokale Förderung!
In Mecklenburg-Vorpommern tut sich was im Bereich der Rohstoffförderung: Ein französisches Unternehmen, 45-8 energy, hat eine Testbohrung zur Erkundung einer Helium-Lagerstätte im Landkreis Vorpommern-Greifswald beantragt. Dies könnte bedeuten, dass Deutschland, das bisher zu 100 Prozent auf Helium-Importe angewiesen ist, bald eigene Vorkommen nutzen könnte. NDR berichtet, dass die Bohrung in der Gemeinde Katzow erfolgen soll, direkt in der Nähe von Wohnhäusern, nur etwa 250 Meter entfernt.
Die geplante Bohrung hat ein ambitioniertes Ziel: eine Tiefe von 2.800 Metern, um die Gaszusammensetzung genauer zu untersuchen. Im vergangenen Winter führten spezielle Messfahrzeuge bereits seismische Untersuchungen durch, von denen die vorläufigen Ergebnisse sehr positiv ausgefallen sind. Das Bergamt in Stralsund hat weniger als zehn Einwendungen von Bürgern erhalten, die jetzt überprüft werden. Bevor jedoch mit den Vorbereitungen zur Bohrung begonnen werden kann, wird eine Genehmigung für diesen Herbst erwartet.
Die Bedeutung von Helium
Helium ist als kritischer Rohstoff eingestuft und hat eine Vielzahl von Anwendungen, die von der Medizin bis zur Halbleiterproduktion reichen. Diese Vieldimensionalität ist der Grund, warum die EU-Kommission einen wachsenden Blick auf die Versorgungssituation wirft. Bericht von Rohstoff.net zufolge haben Analysten eine „Heliumkrise“ ausgerufen, die seit Sommer 2021 andauert und als die vierte Krise in den letzten 15 Jahren gilt. Besonders betroffen von den steigenden Preisen sind südkoreanische Chiphersteller wie Samsung und SK Hynix, die nun unter Druck stehen.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat jüngst eine Kurzstudie veröffentlicht, die die Marktsituation von Helium beleuchtet. Sie bekräftigt, wie wichtig Helium für das Funktionieren moderner Technologien ist, etwa für die Kühlung von MR-Geräten oder die Herstellung von Glasfasern und Computerchips.
Problematische Marktbedingungen
Dennoch ist der Helium-Markt von großen Intransparenzen geprägt. Wie die Heise.de ausführlich beschreibt, sind die Heliumvorräte weltweit stark konzentriert, hauptsächlich in den USA, Katar, Algerien und weiteren wenigen Ländern. Historisch gesehen produzierten die USA bis 1994 den Großteil des globalen Heliums, was sich bis heute nur langsam ändern kann. Experten warnen, dass die Erschöpfung der Vorräte in etwa 25 Jahren Realität werden könnte, wie Nobelpreisträger Robert Coleman Richardson bereits 2010 feststellte.
Mit der anstehenden Testbohrung in Vorpommern könnte Deutschland den eigenen Heliumbedarf besser decken und sich von den internationalen Lieferengpässen unabhängiger machen. Die Gemeinde Katzow zeigt sich aktuell offen gegenüber dem Projekt und hat im Anhörungsverfahren keine Einwände erhoben. Immerhin mit einem erfolgreichen Ausgang könnte 45-8 Guhlen sogar eine Betriebsstätte vor Ort etablieren. Doch nicht alle Anwohner sind begeistert: Einige äußern Bedenken hinsichtlich des Lärms und der Auswirkungen eines Dauerbetriebs auf das ruhige Landleben.
In den kommenden Wochen werden Messfahrzeuge das Gebiet in einer Tiefe von etwa 3.000 Metern zwischen Kröslin und Wusterhusen weiter erkunden. Falls alles nach Plan läuft, könnte Deutschland bald nicht nur auf die internationalen Märkte blicken, sondern eigene Heliumvorräte anzapfen.