Demmin: Die Tragödie des Massensuizids am Ende des Zweiten Weltkriegs

Demmin: Die Tragödie des Massensuizids am Ende des Zweiten Weltkriegs
Demmin, Deutschland - Am 9. Juli 2025 blicken wir zurück auf ein düsteres Kapitel des Zweiten Weltkrieges, das sich in der kleinen Stadt Demmin, Mecklenburg-Vorpommern, zugetragen hat. Hier nahmen sich zwischen dem 30. April und dem 4. Mai 1945 etwa 1.000 Menschen das Leben, während die Rote Armee die Stadt einnahm. Diese tragischen Ereignisse sind nicht nur auf die unmittelbare Kriegsgewalt zurückzuführen, sondern auch auf die tiefen Ängste der Bevölkerung vor den sowjetischen Soldaten, die nicht nur plünderten, sondern auch Gewalt und Schrecken verbreiteten.
Zeitzeugen berichten von schrecklichen Erlebnissen während dieser chaotischen Tage. Eine Zeitzeugin, die noch lange von den Ereignissen gezeichnet war, erzählte von der Vergewaltigung ihrer Schwester, eine Erfahrung, die bis zu ihrem Tod nachhallte. Diese Gräueltaten trugen zur verzweifelten Atmosphäre bei, die viele Familien in Demmin erdrückte. Die Berichte über genaue Zahlen der Selbstmorde differieren, laut Historiker Thomas Stamm-Kuhlmann wird jedoch allgemein von mehr als 1.000 Personen ausgegangen, die in dieser Zeit in den Flüssen ertranken – eine tragische Flucht vor dem drohenden Unheil.
Der Einmarsch der Roten Armee
Der Einmarsch der Roten Armee begann am 30. April 1945, als sich die Wehrmacht zurückzog und die Stadt praktisch kampflos aufgegeben wurde. An diesem Tag sprengte die Wehrmacht die Brücken über die Peene und Tollense, was die Fluchtmöglichkeiten für die Bevölkerung drastisch einschränkte. Der endgültige Fall Demmins war gezeichnet von Plünderungen, Vergewaltigungen und demnach brutalen Übergriffen, die die Angst unter den Bewohnern, die zu diesem Zeitpunkt noch um das Leben ihrer Angehörigen bangten, ins Unermessliche steigerten. Die Zerstörungen in der Stadt waren verheerend – über 80 Prozent der Innenstadt brannten nieder.
Am 30. April wurde die erste Panzerbrigade der Roten Armee im Süden der Stadt gesichtet. Während die sowjetischen Soldaten darauf warteten, dass provisorische Brücken gebaut wurden, kam es zu Chaos undstarkem Gewaltanwendung. Die Scham, die viele Bürger empfanden, vor allem Frauen, die in ihrer Verzweiflung oft nicht nur sich, sondern auch ihre Kinder töteten, ist eine jener Geschichten, die die Tragik dieser Tage verdeutlichen. Historiker schätzen, dass noch in den ersten Maitagen viele Menschen Suizid begingen, oft durch Ertinken, Vergiftung oder andere grausame Methoden.
Nachwirkungen und Erinnerungskultur
Die Erinnerungen an diese dunklen Tage wurden in der DDR-Zeit weitgehend totgeschwiegen, und die genauen Zahlen der Suizide blieben bis heute unvollständig ermittelt. Erst in den letzten Jahren rücken diese Ereignisse wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, nachdem verschiedene Bücher, Filme und Kunstwerke das Thema aufgreifen. Besonders das Buch von Florian Huber „Kind, versprich mir, dass du dich erschießt“ aus dem Jahr 2015 sorgte für neue Diskussionen über die Massensuizide.
Die Stadt hat mittlerweile Schritte unternommen, um diesen Teil ihrer Geschichte zu gedenken. Ein Findling und ein „Garten der Erinnerung“ wurden angelegt, und am Jahrestag des Kriegsendes, dem 8. Mai, werden die Namen aller Selbstmordopfer in der St. Bartholomaei Kirche verlesen. Doch das Gedenken wird oft von rechtsextremen Gruppen überschattet, die diese Tragödie für ihre Ideologien instrumentalisieren. Jahr für Jahr findet ein „Trauermarsch“ in Demmin statt, der nicht selten zu Gegenprotesten führt und die Gesellschaft in einem gespaltenen Licht zeigt.
Mit dem Blick auf die Wahlen, bei denen über 47 Prozent der Wahlberechtigten in Demmin die AfD wählten, wird deutlich, wie tief die Gräben in der Gesellschaft noch sind. Die Tragödie von 1945 bleibt ein Teil der Kollektion von Erinnerungen, die viele Einwohner von Demmin bis heute beschäftigen. Was damals geschah, muss immer wieder angesprochen werden, um zu verhindern, dass sich Geschichte wiederholt.
Das Gedenken und die Aufarbeitung sind von großer Bedeutung, denn in den Schlussfolgerungen dieser menschlichen Tragödie spiegelt sich nicht nur der Schmerz der damaligen Zeit, sondern auch die Notwendigkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
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Ort | Demmin, Deutschland |
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