Europa dreht den Spieß um: Weg von US- und China-Tech!
Verbraucher in Deutschland suchen nach Alternativen zu US-Technologien. Diskussion über digitale Souveränität und Datenschutz wächst.

Europa dreht den Spieß um: Weg von US- und China-Tech!
In einer Zeit, in der das Bewusstsein für Datenschutz und digitale Unabhängigkeit stetig wächst, zeigen sich Verbraucher in Deutschland zunehmend skeptisch gegenüber Produkten amerikanischer und chinesischer Herkunft. Laut SVZ bemerkt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), dass das Sicherheitsgefühl vieler Nutzer bezüglich Software und Hardware aus den USA und China überaus negativ ist. Dennoch bleibt das tatsächliche Nutzerverhalten oft unverändert.
Ein zentrales Thema ist der bevorstehende Endpunkt für den kostenlosen Support von Windows 10, der am 14. Oktober diesen Jahres ausläuft. Nutzer müssen sich nun entscheiden, ob sie kostenpflichtige Sicherheitsupdates in Anspruch nehmen oder auf Windows 11 umsteigen, was unter Umständen die Anschaffung neuer Hardware zur Folge hat. Diese Situation könnte zu erhöhtem Elektroschrott führen – ein Aspekt, der mittlerweile vielen Verbraucher:innen ein „schlechtes Gefühl“ vermittelt.
Alternativen im Online-Zahlungsverkehr
Im Hinblick auf die Online-Zahlungen versuchen europäische Anbieter wie Revolut und der neuere Dienst Wero, die Abhängigkeit von bekannten US-Anbietern wie Paypal zu reduzieren. Wero, das von Sparkassen und Volksbanken angeboten wird, ermöglicht es, Geld in Echtzeit über Handy- oder E-Mail-Adressen zu transferieren. Der Service ist momentan in Deutschland, Frankreich und Belgien verfügbar und könnte eine ernsthafte Konkurrenz zu bereits etablierten Zahlungsanbietern darstellen. Die Frustration der Verbraucher über die vorherrschenden Anbieter, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz, wächst stetig.
Zusätzlich führte ein Ausfall bei Paypal vor einer Woche dazu, dass verschiedene Banken in Deutschland Lastschriften stoppten. Diese Vorfälle tragen dazu bei, dass Verbraucher nach Alternativen suchen und die politischen Diskussionen über digitale Souveränität an Intensität gewinnen. Boltwise berichtet, dass der Wunsch nach Unabhängigkeit insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) gestiegen ist, wobei 68% der Deutschen eine zu starke Abhängigkeit von den USA und China wahrnehmen.
Die Rolle der europäischen KI-Unternehmen
In diesem Zusammenhang wünschen sich 60% der Befragten eine stärkere Unabhängigkeit von amerikanischen KI-Firmen. Zuvor weniger bekannte Unternehmen wie Mistral AI aus Frankreich und Aleph Alpha aus Deutschland legen ihren Fokus auf Datenschutz und maßgeschneiderte Lösungen, könnten jedoch in der breiten Öffentlichkeit noch an Bekanntheit gewinnen. Die Nutzung von generativer KI ist momentan vor allem auf Lösungen von OpenAI, Microsoft und Google beschränkt, dennoch zeigen 67% der Menschen in Deutschland ab 16 Jahren Interesse an dieser Technologie.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rät Verbrauchern, bei der Produktauswahl besonders auf den Umgang mit persönlichen Daten zu achten. SVZ hebt hervor, dass die politischen Diskussionen über Datenschutz und Strategien zur Reduzierung von Abhängigkeiten zunehmend kontrovers sind. Der BSI verfolgt eine Doppelstrategie, um sowohl den EU-Markt als auch die eigene Digitalindustrie zu stärken.
Am 18. November wird in Berlin ein Gipfel zur digitalen Souveränität stattfinden, organisiert von Deutschland, Frankreich und der EU-Kommission. Diese Diskussionen sind nicht nur entscheidend für die Verbraucher, sondern könnten auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte digitale Landschaft Europas haben.