Hotel-Pläne an der Domjüch: Investor zieht sich zurück!
Neustrelitz: Hotelprojekt auf ehemaligem Irrenanstalt-Gelände scheitert, Erinnerungsort bleibt erhalten. Kommerzielle Nutzung geplant.

Hotel-Pläne an der Domjüch: Investor zieht sich zurück!
In Neustrelitz brodelt es: Die Pläne für ein Hotelprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Landesirrenanstalt Domjüch drohen zu scheitern. Christel Lau vom Ingenieurbüro Strelitz berichtet, dass die 19 Hektar große Fläche, die direkt am malerischen Domjüchsee liegt, in letzter Zeit mehr Fragen als Antworten aufwirft. Der einstige Glanz der Vision, eine nachhaltige Hotelanlage mit Schwimmhalle und Wellness-Bereich zu schaffen, ist erheblich verblasst. Insbesondere der fehlende Kontakt zu potenziellen Investoren lässt keine Hoffnungen aufkeimen, dass das Projekt bald wieder Auftrieb bekommt. Der ehemalige SPD-Bundesabgeordnete Johannes Arlt, der als Vermittler agierte, und andere wichtige Protagonisten haben sich bereits aus dem Projekt zurückgezogen, was die Situation nicht gerade erleichtert.
Die Geschichte des Geländes ist nicht nur interessant, sondern auch belastend. Die ehemalige Nervenheilanstalt war unter dem Nationalsozialismus ein Ort des unvorstellbaren Leidens, diente sie doch während der südeuropäischen Euthanasie-Morde als Durchgangsstation für viele Menschen mit Behinderungen auf dem Weg zur Tötungsanstalt Bernburg. Der Verein zum Erhalt der Domjüch setzt sich seit 2010 für die Erinnerungskultur und den Erhalt dieser Stätte ein. Er organisiert regelmäßig Ausstellungen, Vorträge und Führungen, um die dunkle Vergangenheit im Bewusstsein zu halten und auf das Unrecht aufmerksam zu machen. Die Ruinen der Anstalt sind mittlerweile ein Gedenkort für die Opfer dieser brutalen Aktionen und stehen unter Denkmalschutz, was eine kommerzielle Nutzung anspruchsvoll gestaltet.
Selbst die Natur zeigt sich unbeeindruckt
Eine der wenigen verbliebenen Perspektiven für das Gelände ist die Möglichkeit, Solarenergie daraus zu gewinnen. Geplante Solarfelder könnten einen Beitrag zur klimafreundlichen Energieerzeugung leisten und eine nachhaltige Nutzung des Areals sichern. Zudem treten immer mehr Ideen für alternative Nutzungskonzepte auf, wie beispielsweise eine Tiny-Haus-Gemeinschaft. Diese Konzepte stehen jedoch noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung und benötigen die Zustimmung der Öffentlichkeit sowie der städtischen Gremien.
Historisch betrachtet hat das Gelände eine wechselvolle Geschichte: Angefangen als Landarbeits-, Zucht- und Irrenhaus im Jahr 1805, wandelte es sich über die Jahre hinweg und diente sogar während des Ersten Weltkriegs als Landessäuglingsheim. Um 1930 wurde es als Heil- und Pflegeanstalt deklariert und erlebte dann die finstere Zeit der NS-Zeit, als die Euthanasie-Morde begannen. Dieses dunkle Erbe stellt eine ständige Herausforderung dar, die bei allen zukünftigen Plänen und Überlegungen berücksichtigt werden muss.
Blick in die Zukunft
Die Stadt Neustrelitz hat in der Vergangenheit bereits versucht, das Gelände als Familienferienpark zu entwickeln. Doch die Pläne verliefen im Sande. Nach dem Verkauf des Geländes an die Domjüchsee GmbH im Jahr 2006, laut dem Stadtverordneten heute keine konkreten Fortschritte sichtbar sind, bleibt die Hoffnung auf ein zukunftsfähiges Konzept für das Areal, das sowohl wirtschaftlich tragfähig ist als auch den Erinnerungsort respektiert.
Der Weg zu einem neuen Nutzungskonzept wird lang und steinig sein. Für die Stadt und ihre Bürger bleibt zu hoffen, dass sich die Gemüter beruhigen und ein Investor gefunden wird, der ein gutes Händchen für diese historische Stätte hat, um sie sowohl für die Öffentlichkeit als auch für wirtschaftliche Zwecke fruchtbar zu machen. Der Verein zum Erhalt der Domjüch bleibt weiterhin aktiv und engagiert sich für kulturelle Veranstaltungen, um nicht nur die Erinnerung zu bewahren, sondern auch die Gemeinschaft zu stärken.