Ehrenamtlicher Richter in Greifswald: Ein 77-Jähriger kämpft für Gerechtigkeit!

Ehrenamtlicher Richter Wilfried Böhme verhandelt in Greifswald einen umstrittenen Fall zur Polizeiklage einer Schülerin.
Ehrenamtlicher Richter Wilfried Böhme verhandelt in Greifswald einen umstrittenen Fall zur Polizeiklage einer Schülerin. (Symbolbild/MMV)

Ehrenamtlicher Richter in Greifswald: Ein 77-Jähriger kämpft für Gerechtigkeit!

Greifswald, Deutschland - Der 9. Juli 2025 steht ganz im Zeichen der Justiz in Mecklenburg-Vorpommern. Am Verwaltungsgericht in Greifswald geht es um keinen alltäglichen Fall: Eine 16-jährige Schülerin klagt gegen die Polizei. Diese holte sie im Februar 2024 aus dem Unterricht, nachdem sie ausländerfeindliche Parolen in einem Internetvideo gepostet hatte. Die Mutter der Schülerin sieht die Maßnahme als unverhältnismäßig an und klagt im Namen ihrer Tochter auf Feststellung der Rechtswidrigkeit des Polizeieinsatzes. Hierbei hat sich Wilfried Böhme, ein erfahrener ehrenamtlicher Richter, als Schöffe an den Tisch gesetzt, um mit zu entscheiden, was in diesem Fall rechtlich geboten ist. Wie NDR berichtet, ist Böhme 77 Jahre alt und pendelt regelmäßig nach Greifswald.

Seit 17 Jahren ist Böhme Schöffe und hat damit bereits reichlich Erfahrung gesammelt. Er arbeitete zuvor am Straf- und Jugendgericht und weiß, wie wichtig die Rolle der ehrenamtlichen Richter für das Justizsystem ist. „Ehrenamtliche Richter bringen die Stimme des Volkes ein und tragen zur Suche nach Gerechtigkeit bei“, betont er. Der vorsitzende Richter, Harald Hünecke, ergänzt, dass Schöffen eine unverzichtbare Vertretung der Bürger darstellen. In Mecklenburg-Vorpommern sind zurzeit über 1.400 Schöffen tätig, deren Auswahl und Zahl die Städte an die Gerichte melden müssen.

Ehrenamtliches Engagement gefragt

Auf der Suche nach ehrenamtlichen Richtern ist die Situation in den letzten Wochen aktualisiert worden: Die Bewerbungsfrist für Interessierte, die am Verwaltungsgericht in Schwerin oder am Oberverwaltungsgericht in Greifswald arbeiten möchten, läuft. Ab sofort können sich engagierte Menschen bewerben. Voraussetzung dafür ist unter anderem die deutsche Staatsbürgerschaft, ein Mindestalter von 25 Jahren und der Wohnsitz innerhalb des jeweiligen Gerichtsbezirks. Das Auswahlverfahren ist transparent, und die Bewerbungsfristen variieren je nach Gemeinde. Während in Rostock bereits der 7. März 2025 abgelaufen ist, müssen Bewerber aus Greifswald ihre Unterlagen bis zum 21. Februar 2025 einreichen. Schöffen Nord nennt auch einige Ausschlusskriterien. So sollten beispielsweise Beamte, Rechtsanwälte und bereits wegen einer Straftat verurteilte Personen von der Bewerbung absehen.

Für viele bleibt das Ehrenamt als Schöffe eine spannende Herausforderung. Schöffen sind nach deutschem Recht (DRiG und GVG) in Verfahren gleichberechtigt mit Berufsrichtern tätig, dürfen Akteneinsicht nehmen und entscheiden mit über Urteile. Zu den neuesten Zahlen aus dem Jahr 2024 gehören 28.685 Hauptschöffen für Erwachsenenspruchkörper und 11.933 für Jugendspruchkörper – dabei sind die Geschlechterverhältnisse fast ausgeglichen.

Ein Ratschlag aus der Praxis

Zurück zur Verhandlung um die Schülerin: Böhme äußert sich im Prozess und gibt zu bedenken, dass ein Termin außerhalb der Schule besser gewesen wäre – dies zeige einmal mehr, wie wichtig der Input von ehrenamtlichen Richtern ist. Das Gericht entschied schließlich, dass mildere Maßnahmen in diesem Fall durchaus angebracht gewesen wären. Die Diskrepanz zwischen juristischer Theorie und der praktischen Anwendung im Schulalltag wird von den Beteiligten deutlich spürbar.

Die Oberbürgermeisterin von Greifswald, Eva-Maria Kröger, hebt abschließend die Notwendigkeit des Ehrenamts in unserer Gesellschaft hervor. In einer Zeit, in der das Vertrauen in die Institutionen oft wackelt, braucht es Menschen, die sich für das Gemeinwesen engagieren. Und das wissen auch die Schöffen, die sich stets für eine gerechte und faire Rechtsprechung einsetzen.

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OrtGreifswald, Deutschland
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