Tragisches Schiffsunglück: Die Austria und ihre 456 Opfer!

Hagenow, einst Auswanderungszentrum, erinnert an die Tragödie der Austria 1858 und beleuchtet Migration damals und heute.
Hagenow, einst Auswanderungszentrum, erinnert an die Tragödie der Austria 1858 und beleuchtet Migration damals und heute. (Symbolbild/MMV)

Tragisches Schiffsunglück: Die Austria und ihre 456 Opfer!

Hagenow, Deutschland - Am 13. September 1858 ereignete sich vor der Küste Neufundlands eine Tragödie, die in die Geschichtsbücher einging: Der Dampfsegler „Austria“ sank nach einem verheerenden Brand, bei dem über 400 Menschen ihr Leben verloren. Ein besonderes Schicksal ist das des erst 15-jährigen August Stohlmann aus Rödinghausen, der zusammen mit seinem Freund Emil Sasse auf dem Weg nach Indiana war. Diese dramatischen Ereignisse werden derzeit im Museum für Alltagskultur in Hagenow eindrucksvoll dargestellt, wie der Nordkurier berichtet.

Die „Austria“ war ursprünglich 1857 in Greenock, Schottland, gebaut worden und diente zuerst als Truppentransporter. Erst 1858 wurde das Schiff von der HAPAG auf der Strecke von Hamburg nach New York eingesetzt. Während der fatalen Reise, die am 1. September 1858 in Hamburg begann, nahm das Schiff in Southampton Passagiere auf. Nur wenige Tage später, etwa 500 Seemeilen östlich von Neufundland, brach das Unglück über die Menschen an Bord herein. Ein Missgeschick bei der Desinfektion der Decks, bei dem heißer Teer und eine glühende Eisenkette zum Einsatz kamen, führte zur Ausbreitung eines verheerenden Feuers.

Ein trauriger Höhepunkt der Auswanderung

Insgesamt überwanden nur 89 der 542 Passagiere und Besatzungsmitglieder die Katastrophe. Der Kapitän F. A. Heydtmann war einer der wenigen, die das Schiff lebend verließen, als er in eines der Rettungsboote stieg, das als einzig intakt galt. Die dramatischen Umstände des Untergangs werden durch die Erzählungen von Überlebenden, wie Emil Sasse, lebendig. Sasse konnte die letzten Momente Stohlmanns im Wasser miterleben und schildert sie bis heute mit einem schweren Herzen.

Der Untergang der „Austria“ gilt als eines der schwersten Schiffsunglücke während der Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert und verdeutlicht, wie riskant und herausfordernd das Leben der Auswanderer damals war. In der Zeit von 1860 bis 1914 wanderten rund 200.000 Menschen aus Mecklenburg nach Nordamerika aus. Hagenow, ein zunehmend bedeutender Punkt für die Auswanderung, erlebte durch den Bau eines Bahnhofs einen Aufschwung. Der erste Zug hielt am 15. Oktober 1846 in Hagenow. Der Bahnhof Hagenow-Land wurde gemeinschaftlich von Preußen und Mecklenburg-Schwerin betrieben, was die Mobilität der Auswanderer erheblich erleichterte.

Einblicke ins Museum für Alltagskultur

Das Museum, geleitet von Thomas Kühn, widmet sich nicht nur der Schiffsunglück, sondern beleuchtet auch die gesamte Migrationsgeschichte der Region. Kühn erklärt, dass Mobilität und Migration wesentliche Triebfedern des Fortschritts sind. Die Ausstellung unterstreicht die volkskundliche Perspektive auf das Schicksal der Auswanderer und veranschaulicht eindrucksvoll die Herausforderungen, vor denen sie standen.

Das Museum hat dienstags und donnerstags von 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Hier können die Besucher die Erinnerungen an eine bewegte Vergangenheit nacherleben und sich mit dem Thema Migration und ihren Folgen auseinandersetzen. Die Geschichte der „Austria“ und ihrer Passagiere ist ein eindringliches Mahnmal für die Risiken, die Migration schon damals mit sich brachte – ein Thema, das auch heute noch hoch aktuell ist. Ein weiterer Aspekt ist die Suche von Eisenbahnforschern nach Fotos von „Büchenfahrern“ aus der DDR-Zeit, die ebenfalls Teil dieser spannenden Geschichte sind.

Wir laden die Leser:innen ein, sich im Museum für Alltagskultur in Hagenow mit dieser bewegenden Geschichte auseinanderzusetzen und mehr über die Schicksale jener Menschen zu erfahren, die ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben über den Atlantik trugen. Denn Migration ist und bleibt ein zentrales Thema in der Geschichte der Menschheit, wie auch die Deutsche Digitale Bibliothek unterstreicht.

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OrtHagenow, Deutschland
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