Schwerin im Kulturschock: Intendant lässt Ensemble-Mitglieder gehen!
Milan Peschel und Antje Trautmann äußern in Schwerin Besorgnis über Entlassungen am Mecklenburgischen Staatstheater.

Schwerin im Kulturschock: Intendant lässt Ensemble-Mitglieder gehen!
Die Bühne am Mecklenburgischen Staatstheater steht vor einem Umbruch: Am 6. Juli 2025 erreichte Regisseur Milan Peschel ein besorgniserregender Brief von Schauspielerin Antje Trautmann. Seit sieben Jahren Teil des Ensembles, sieht sich die talentierte Darstellerin nun gemeinsam mit weiteren sechs Kollegen mit der Nichtverlängerung ihrer Verträge konfrontiert, wie nachtkritik.de berichtet. Die Arbeitsverhältnisse am Theater sind typischerweise befristet und stehen unter den Bedingungen des Normalvertrags (NV) Bühne, der solche Entscheidungen leichter ermöglicht.
Am 2. Juli 2025 wurden die betroffenen Künstler zu einem Anhörungsgespräch geladen, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass sie nach der Spielzeit 2025/26 nicht mehr Teil des Ensembles sein werden. Für Peschel ist diese Entscheidung alarmierend, sieht er doch die Gefahr eines Kahlschlags in der Schauspielsparte. Die bevorstehende Spielzeit könnte die letzte für fast alle der verbleibenden 13 Ensemblemitglieder sein, während bereits drei Stellen unbesetzt bleiben müssen. Das alles geschieht im Rahmen angespannter Haushaltslage und künstlerischen Neuausrichtungen – Gründe, die immer wieder für ähnliche Probleme in Städten wie Osnabrück und Meiningen-Eisenach genannt werden.
Eine prekäre Situation
Antje Trautmann beschreibt in ihrem Schreiben die emotionalen Belastungen, die sich aus dieser prekären Situation ergeben. Ihr Angebot des Intendanten, ein weiteres Jahr zu bleiben, brachte mehr Verwirrung als Klarheit. In ihrer Wut und Enttäuschung äußert sie, wie diese unge sichere Zukunft nicht nur ihre Karriere, sondern auch das Leben ihrer Familien beeinträchtigt.
Diese Problematik geht über die Grenzen Schwerins hinaus. Wie stadtpunkt-kultur.de erklärt, legt der Intendantenwechsel oft die Grundlage für die Nichtverlängerung von künstlerischen Arbeitsverhältnissen. Die unbefristeten Stellen, die woanders gesichert sind, entziehen Künstlern, die in befristeten Verträgen arbeiten, häufig die Sicherheitsbasis. Hier sind dringende Reformen nötig, denn die Balance zwischen künstlerischer Freiheit und sozialer Absicherung wird vielen nichts mehr wert sein ohne einen verlässlichen Schutz.
Ein Aufruf zur Rücksichtnahme
Peschel und Trautmann betonen, dass die Auswirkungen politischer Sparmaßnahmen weitreichend sind und nicht nur die Künstler betreffen. Die Kultur leidet, wenn talentierte Schauspieler aus dem Ensemble gedrängt werden. Diese Entwicklung erinnert nicht nur an die Unsicherheiten während des Corona-Lockdowns, sondern verstärkt auch die Debatte um die Notwendigkeit einer verbesserten sozialen Absicherung im Kulturbereich.
Die Erfahrungen am Mecklenburgischen Staatstheater entsprechen einem größeren Trend in der darstellenden Kunst. Die künstlerische Freiheit darf nicht auf Kosten der sozialen Sicherheit gehen. Wie die Berichte zeigen, wird der Druck auf das Ensemble und den Repertoirebetrieb immer stärker, und es bleibt zu hoffen, dass dieser Appell die notwendigen Veränderungen in Bewegung setzt, um die Zukunft des Theaters zu sichern.