Schüsse am Hafen: Möwenküken in Wismar in Gefahr! Tierschützer alarmiert

Tote Möwenküken am Wismarer Hafen: Tierschützer kritisieren Salut-Schüsse von Kreuzfahrtschiffen während der Brutzeit.
Tote Möwenküken am Wismarer Hafen: Tierschützer kritisieren Salut-Schüsse von Kreuzfahrtschiffen während der Brutzeit. (Symbolbild/MMV)

Schüsse am Hafen: Möwenküken in Wismar in Gefahr! Tierschützer alarmiert

Wismar, Deutschland - Die Diskussion um die Sicherheit und den Schutz der Möwenküken am Wismarer Hafen spitzt sich zu. Mit dem anhaltenden Einsatz von Salut-Schüssen zum Auslaufen von Kreuzfahrtschiffen sehen sich Tierschützer veranlasst, laute Proteste anzumelden. Erst kürzlich erlebten die Bürger:innen in Wismar einen traurigen Vorfall: Tote Möwenküken wurden gefunden und lösen ein Echo der Empörung aus. Naturschützer fordern ein Verbot dieser Schüsse während der Brutzeit der Möwen, die von Anfang April bis Mitte Juli reicht. Doch die Bürgerschaft hat beschlossen, dass dies weiterhin erlaubt bleibt. Das NDR berichtet, dass die Entscheidung einer scharfen Kritik ausgesetzt ist.

Die Situation verschärft sich weiter, da mehrere Videos zeigen, wie Möwen durch die lauten Schüsse aufgeschreckt werden und ihre Küken in den Nestern zurücklassen. Dieses Verhalten ist für die Jungtiere, die oft noch nicht stark genug sind, um alleine zurechtzukommen, fatal. Die Tierschutzorganisation „Taskforce Artenschutz“ erklärt, dass die Salut-Schüsse nicht mit dem Bundesnaturschutz- und Tierschutzgesetz vereinbar sind. Experten betonen, dass heftige Knallgeräusche unweigerlich Schreckreaktionen bei Tieren auslösen. Dennoch sieht der Landkreis Nordwestmecklenburg keinen Handlungsbedarf und dementiert große Störungen der Vögel. Die Wismarer Schützenvereine argumentieren, dass die Tiere schnell zurückkehren und es keinen Zusammenhang zwischen den Schüssen und den toten Küken gibt.

Möwen und ihre Küken – Ein Blick nach Travemünde

Ein ganz anderes Bild zeigt sich einige Kilometer weiter westlich in Travemünde, wo kürzlich die ersten Möwenküken geschlüpft sind. An der Vorderreihe beim Restaurant „Traveblick“ kann man die emsigen Möweneltern beobachten, die abwechselnd ihren Nachwuchs verteidigen. Dort ist die Aufregung spürbar – die Küken verlassen in den kommenden Tagen die Nester, was mit Sicherheit zu Revierstreitigkeiten führen wird. Solche fröhlichen Neuigkeiten stehen im krassen Gegensatz zur bedrückenden Lage in Wismar und verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen Möwen in der Region stehen. Laut der Travemünde Aktuell gibt es zahlreiche Nester in der Umgebung, die weiterhin beobachtet werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Herausforderungen

Im Hintergrund dieser Debatten steht das Tierschutzgesetz, das für alle Tiere gilt. Dieses Gesetz definiert Tiere als Mitgeschöpfe, die Schmerzen und Leiden empfinden können. Gemäß § 1 Satz 2 des Tierschutzgesetzes ist es verboten, Tieren ohne vernünftigen Grund vermeidbare Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. Der Tierschutzbund weist darauf hin, dass Verstöße gegen die Tierschutzbestimmungen sowohl nach dem Tierschutzgesetz als auch als Sachbeschädigung geahndet werden können. Die aktuelle Situation in Wismar wirft die Frage auf, ob die dortige Praxis den rechtlichen Rahmenbedingungen tatsächlich gerecht wird und ob wirksame Schutzmaßnahmen für die betroffenen Tiere gewährleistet sind.

Christof Herrmann, der Leiter der Beringsungszentrale Hiddensee, fordert eine dringendere Überwachung der Vögel während der Schüsse, um die Auswirkungen auf die Population besser einschätzen zu können. Die Naturschutzbehörde schlug vor, eine Beobachtung für die kommende Brutsaison anzuregen, was von der Bürgerschaft jedoch abgelehnt wurde, mit der Begründung, dass es in Wismar eher zu viele Möwen als zu wenige gebe. In den letzten Jahren wurden im Nordosten etwa 16.000 Brutpaare von Möwen registriert, während es in Spitzenzeiten rund 66.000 Brutpaare waren.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob die Bürgerschaft ihre Entscheidung überdenken wird, während die schützenden Stimmen aus der Bevölkerung und den Tierschutzorganisationen immer lauter werden. Die reichhaltige Natur Mecklenburg-Vorpommerns steht auf dem Spiel, und gerade in Zeiten wie diesen ist verantwortungsbewusster Umgang mit Fauna und Flora gefragt.

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OrtWismar, Deutschland
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