Stolpersteine in Stralsund: Gedenken an jüdisches Leben voller Emotionen

Stolpersteine in Stralsund: Gedenken an jüdisches Leben voller Emotionen
Stralsund, Deutschland - Am 9. Juli 2025 wurden in Stralsund fünf neue Stolpersteine verlegt, ein bewegendes Ereignis, das unter dem Motto „Gedenken an das jüdische Leben“ stand. Die Initiative zur Erinnerung an jüdisches Leben in Stralsund und die Hansestadt Stralsund organisierten die Veranstaltung, die von Oberbürgermeister Alexander Badrow eröffnet wurde. Bei der Zeremonie waren zahlreiche Nachfahren der Opfer aus England und Süddeutschland anwesend, die auf berührende Weise ihre Verbindung zu den Verstorbenen symbolisierten.
Besonders eindrucksvoll war der Beitrag der Schüler des Hansa-Gymnasiums, die aus den Biografien der fünf geehrten Frauen lasen. Zu ihnen zählen die Holocaust-Überlebende Berta Wilton und Franziska Born, die in Auschwitz ermordet wurde. Die neuen Stolpersteine wurden an vier unterschiedlichen Orten in Stralsund in den Gehweg integriert. Die Gesamtzahl der Stolpersteine in der Stadt steigt damit auf 88 und trägt dazu bei, die Erinnerung an die Verfolgten und Entrechteten während des Nationalsozialismus wachzuhalten.
Stolpersteine als Mahnmal
Die Stolpersteine sind ein Teil des Projekts des Künstlers Gunter Demnig, der seit 30 Jahren die Namen von NS-Opfern an den Orten verankert, an denen sie lebten. Diese kleinen Pflastersteine sind nicht nur Mahnmale, sondern auch ein Aufruf gegen das Vergessen. Die Inschriften der Steine enthalten Informationen wie Namen, Geburts- und Deportationsjahre sowie Schicksalsangaben. Demnig betrachtet sein Werk als das „größte dezentrale Kunstwerk der Welt“, das dazu dient, den Opfern ihre Namen zurückzugeben und zu zeigen, dass sie Teil der Gemeinschaft waren. Aktuell gibt es über 1200 Stolpersteine in Deutschland und 31 weiteren europäischen Ländern.
Diese neue Installation sorgt nicht nur für Kontinuität im Gedenken, sondern wird auch durch moderne Technologie unterstützt. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die StolpersteinApp vorgestellt, die von DATAPORT in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Politische Bildung Schwerin und der Initiative für jüdisches Leben Stralsund entwickelt wurde. Diese App ermöglicht es Nutzern, Informationen über die Biografien der Personen abzurufen, für die die Stolpersteine verlegt wurden, und digitale Gedenkkerzen anzuzünden. Die Grundlage der App bildet die Website „Gedenkbuch-Stralsund.de“. Nutzer können die App ganz einfach über einen QR-Code oder unter kultur.dataport.de/stolpersteine/ herunterladen.
Ein Blick auf die geehrten Frauen
- Berta Wilton, geb. Steinfeld, *23.01.1912, Überlebende, Flucht nach England 1939.
- Rosa Steinfeld, *02.05.1910, deportiert am 12.02.1940 nach Piaski, ermordet 1940.
- Frieda Jensen, geb. Räsener, *03.12.1884, deportiert am 05.12.1941 nach Riga, ermordet.
- Flora Barthel, geb. Abrahamsohn, *27.01.1890, deportiert am 05.01.1944 nach Ghetto Theresienstadt, Überlebende.
- Franziska Born, geb. Heine, *03.04.1871, deportiert am 18.05.1943 nach Ghetto Theresienstadt, ermordet am 19.05.1944 in Auschwitz.
Die Stolpersteine sind nicht nur Gedenkorte, sie sind Teil eines lebendigen Erinnerns, das über Generationsgrenzen hinweg wirkt. Während die Besucher*innen an den neuen Steinen verweilen, lassen sich Emotionen wie Trauer und Respekt spüren – eine Mahnung, die auch in den kommenden Jahren Bestand haben wird. Die Initiative und Technologie verbinden Vergangenheit und Gegenwart, sodass die Geschichten von Berta Wilton und Co. nicht in Vergessenheit geraten.
Weitere Informationen zu dieser bedeutsamen Erinnerungskultur und den Stolpersteinen in Stralsund finden Sie auf den Websites von Stralsund, NDR und Deutschland.de.
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Ort | Stralsund, Deutschland |
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