Debatte um Windräder in Bekow: Nutzen oder Naturverbrauch?

Debatte um Windräder in Bekow: Nutzen oder Naturverbrauch?
Hagenow, Deutschland - Ein reges Interesse herrschte bei der Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung Hagenow: Rund 350 Bürgerinnen und Bürger waren am 16.07.2025 gekommen, um sich über das Thema „Windräder in der Bekow“ zu informieren. Unter den Anwesenden befanden sich auch Mitglieder der Bürgerinitiative „Natürlich Bekow“, die eine klare Position gegen den geplanten Windausbau einnehmen.
Bürgermeister Thomas Möller stellte klar, dass eine Entscheidung über den Bau von Windrädern in der Bekow noch aussteht. Erste Schritte wurden jedoch bereits unternommen, denn die Stadtvertretung hat beschlossen, den Flächennutzungsplan zu ändern. Möller erläuterte, dass dieses Verfahren in der Regel ein bis zwei Jahre in Anspruch nimmt. Das Ziel dieser Änderung ist eine wirtschaftliche Nutzung eines Teils des Landschaftsschutzgebiets Bekow, aus dem zukünftige Einnahmen für die Stadt generiert werden sollen.
Chancen und Herausforderungen
„Hier liegt eine Chance für Hagenow“, betonte Möller, „um unsere Einnahmen zu stabilisieren“. Die Stadt hofft auf rund eine Million Euro, die den Bürgern zugutekommen sollen. Geplant ist unter anderem ein günstiger Stromtarif für Anwohner sowie der Bau von mindestens einem genossenschaftlich finanzierten Windrad. Alternativ könnte die Stadt durch Steuererhöhungen an die benötigten Finanzmittel kommen, doch diese Vorschläge stießen bei den Bürgern auf wenig Zustimmung.
Allerdings sind die genauen Standorte der angedachten Windräder bislang nur ungefähr definiert. Die Bürgerinitiative „Natürlich Bekow“ äußert Bedenken und warnt, dass der Erholungswert des Landschaftsschutzgebiets durch Windräder stark beeinträchtigt würde. Zudem befürchten die Gegner der Pläne eine Abholzung von Wäldern und eine Gefährdung der Artenvielfalt. Möller versicherte jedoch, dass der Wald unter besonderem Schutz stehe und die Artenvielfalt während des Genehmigungsverfahrens intensiv geprüft werde.
Politischer Rahmen und rechtliche Vorgaben
Die Diskussion in Hagenow spiegelt auch die bundesweite Debatte über den Ausbau erneuerbarer Energien wider. Die Bundesregierung und der Bundestag haben im Jahr 2022 ein umfassendes Klimaschutz-Gesetzgebungspaket vorgestellt, das die Ausbauziele für erneuerbare Energien erheblich angehoben hat. Bis 2030 sollen 80 % des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Zudem müssen Flächenländer, wie beispielsweise Berlin, verbindliche Flächenziele für die Windenergie bereitstellen, die im Flächennutzungsplan nachgewiesen werden müssen. In Berlin sind bis Ende 2027 mindestens 0,25 % der Landesfläche als Windenergiegebiete auszuweisen, was etwa 446 Hektar entspricht.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Windenergieanlagen an Land sind komplex und wurden in Projekten wie „Windplan“ untersucht. Diese Analyse deckt Themen wie Planung, Genehmigung und Betrieb von Windenergieanlagen ab und hat zum Ziel, Optimierungspotenziale in der Rechtssicherheit und Praktikabilität zu identifizieren. Hierbei ist auch die Bürgerbeteiligung ein wesentlicher Aspekt, um Akzeptanz und regionale Wertschöpfung zu fördern.
Die Diskussion in Hagenow wird somit nicht nur lokal, sondern auch im Kontext nationaler Ziele für erneuerbare Energien betrachtet. Bürgermeister Möller hat klargemacht, dass der Dialog mit den Bürgern und die Berücksichtigung ihrer Sorgen und Ängste weiterhin eine zentrale Rolle spielen werden. Die Bürgerinitiative hat bereits angekündigt, sich demokratisch und sachlich gegen die Pläne zu engagieren, und so bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln wird.
Weitere Informationen zu den Entwicklungen in der Windkraft sowie rechtliche Rahmenbedingungen finden Sie bei Nordkurier, Berlin.de und Stiftung Umweltenergierecht.
Details | |
---|---|
Ort | Hagenow, Deutschland |
Quellen |