Fischerei in der Uckermark: Tradition trifft auf moderne Herausforderungen

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Erfahren Sie, wie Jörg Rettig am Sternberger See seit 1994 nachhaltig fängt und die Herausforderungen der Binnenfischerei meistert.

Erfahren Sie, wie Jörg Rettig am Sternberger See seit 1994 nachhaltig fängt und die Herausforderungen der Binnenfischerei meistert.
Erfahren Sie, wie Jörg Rettig am Sternberger See seit 1994 nachhaltig fängt und die Herausforderungen der Binnenfischerei meistert.

Fischerei in der Uckermark: Tradition trifft auf moderne Herausforderungen

Am Sternberger See, wo die Wellen sanft plätschern und die Natur noch unberührt wirkt, lebt Jörg Rettig. Seit 1994 verdient der Fischer hier seinen Lebensunterhalt, doch die Zeiten sind nicht mehr die gleichen. In einem Beruf, der früher für viele den Inbegriff von Freiheit und Naturverbundenheit verkörpert hat, sieht er sich zunehmend mit Herausforderunge konfrontiert, die über das Gewaltige von Wetter und Wasser hinausgehen.

Rettig und seine Familie bewirtschaften mehrere Seen, doch die Binnenfischerei ist nicht mehr das Herzstück ihres Unternehmens. Die jüngeren Generationen, wie seine Tochter Pauline, die Fischwirtin gelernt hat, bringen frischen Wind in den Betrieb. „Wir müssen diversifizieren, um über die Runden zu kommen“, erklärt er. Neben dem Fischereibetrieb haben sie Ferienwohnungen, eine Räucherei und einen Hofladen etabliert, um den Lebensunterhalt zu sichern.

Der Wandel der Fischerei

Die Fangmengen sprechen eine klare Sprache: Rettig fängt heute jährlich etwa 6-8 Tonnen Fisch, was weit weniger ist als in den Zeiten der DDR. Früher begann die Fischerei bereits im Oktober, heute müssen sich die Fischer bis Mitte November gedulden. Die charmante Reusenfischerei, bei der Fische schonend zurückgesetzt werden können, steht im Schatten der Herausforderungen der modernen Zeit.

Die gesamte Fischerei in Deutschland, insbesondere die Ostseefischerei, steckt in einer Krise. Überfischung und Klimawandel setzen den Beständen stark zu. So sank die Anzahl der Küstenfischer in Mecklenburg-Vorpommern von 312 auf 303 zwischen den Jahren 2023 und 2024, während die Zahl der Hauptberufsfischer insgesamt seit 2021 um mehr als 20% abnahm. Bestände wie Hering und Dorsch sind gefährdet, viele Fischer wechseln vom Haupterwerb in den Nebenerwerb, um den finanziellen Druck zu mindern, wie rnd.de berichtet.

Nachhaltigkeit und Maßnahmen

Trotz der Schwierigkeiten liegt den Rettigs die Nachhaltigkeit am Herzen. Jörg betont, dass er nur den Überschuss aus dem See entnimmt und die Fische nicht intensiv bejagt. „Es ist mehr wie Jagd, wir müssen einen verantwortungsbewussten Umgang pflegen“, erläutert er. Neben den Herausforderungen durch das Wasser und wechselnde Klimabedingungen gibt es noch andere, ärgerliche Probleme: Vandalismus, bei dem Netze aufgeschnitten werden, macht die Arbeit zusätzlich schwer.

„Die Winter sind deutlich kürzer geworden. Früher hatten wir 2-3 Monate Eis – jetzt sind es höchstens zwei Wochen“, berichtet er und zeigt damit, wie sich das Klima verändert hat. Insgesamt gibt es in Mecklenburg-Vorpommern etwa 65.000 Hektar Binnengewässer, bewirtschaftet von 43 Haupterwerbs- und fünf Nebenerwerbsbetrieben, die zusammen im Jahr 2023 nur 326 Tonnen Fisch gefangen haben. Die Jahreserlöse der Binnenfischer belaufen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro, doch auch dieses Geschäft ist keineswegs gesichert, wie umweltbundesamt.de anmerkt.

Rettig setzt Hoffnung in zukünftige Generationen und die Anpassung an den Klimawandel. Dennoch ist es klar, dass die Fischerei nur überleben kann, wenn sich die Fischer auf die veränderten Bedingungen einstellen und Maßnahmen zur Erhaltung der Bestände ergreifen. Die Herausforderungen sind groß, doch die Leidenschaft für den Beruf bleibt: „Man muss Fischer sein wollen“, resümiert er seinen Lebensweg.

So lebt der Fischer von Sternberger See in einer Welt, in der Tradition auf moderne Herausforderungen trifft – ein Balanceakt zwischen Bewahrung und Veränderung. Nur die Zeit wird zeigen, wie weit die Fischer in Mecklenburg-Vorpommern ihren Weg im Sturm der Veränderungen finden werden.