Neue Stolpersteine in Stralsund: Erinnerung an jüdisches Leben!

Am 9. Juli 2025 wurden in Stralsund fünf neue Stolpersteine verlegt, um an jüdische Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
Am 9. Juli 2025 wurden in Stralsund fünf neue Stolpersteine verlegt, um an jüdische Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. (Symbolbild/MMV)

Neue Stolpersteine in Stralsund: Erinnerung an jüdisches Leben!

Stralsund, Deutschland - Am 9. Juli 2025 wurden in der historischen Hansestadt Stralsund fünf neue Stolpersteine verlegt, die an die jüdischen Frauen erinnern, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. Bei der Gedenkveranstaltung, die von Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow eröffnet wurde, nahmen Nachfahren der Opfer aus England und Süddeutschland teil. Diese bewegenden Momente wurden von Schülern des Hansa-Gymnasiums begleitet, die aus den Biografien der geehrten Frauen vorlasen, darunter die Holocaust-Überlebende Berta Wilton und Franziska Born, die tragischerweise in Auschwitz ums Leben kam.

Stolpersteine sind kleine, 10 cm große Betonwürfel, die mit einer Messingplatte versehen sind. Diese Platten tragen die Namen und Lebensdaten von Opfern des Nationalsozialismus. Das Projekt wurde 1992 von dem Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen und zielt darauf ab, die letzten Wohnorte der Opfer zu kennzeichnen, bevor sie dem Nazi-Terror zum Opfer fielen. Bis Juni 2023 wurden weltweit etwa 100.000 Stolpersteine verlegt, was dieses Vorhaben zum größten dezentralen Denkmal der Welt macht. In der Hansestadt Stralsund stehen nun insgesamt 88 Stolpersteine.

Ein digitaler Zugang zur Erinnerung

Die neuen Stolpersteine in Stralsund können mit der innovativen App „Stolpersteine Digital“ gescannt werden. Diese App bietet nicht nur weitere Informationen über das Schicksal der Opfer, sondern ermöglicht es den Nutzern auch, digital Gedenkkerzen anzuzünden. Eine Putzanleitung für die Stolpersteine ist ebenfalls Bestandteil der App. Entwickelt wurde die Anwendung von der Firma Dataport in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Politische Bildung Schwerin und der Initiative für jüdisches Leben Stralsund.

Die Stolpersteine sind in den Bürgersteig eingelassen und sollen zufällig entdeckt werden, um das Gedächtnis der Opfer in den Alltag zu integrieren. Diese Form des Gedenkens geht über das Sichtbare hinaus: Der Begriff „Stolperstein“ spielt auf eine antisemitische Redewendung an und soll dazu anregen, über das Unrecht nachzudenken, das Menschen während des Holocaust erlitten haben.

Ein lebendiges Gedenken

Die Verlegung der Stolpersteine wird oft von emotionalen Gedenkveranstaltungen begleitet, bei denen Bürger und Nachkommen der Opfer eingeladen sind, an die Vergangenheit zu erinnern. Der Erfolg des Projekts zeigt sich nicht nur in der Anzahl der verlegten Steine, sondern auch in der öffentlichen Teilnahme an diesen Zeremonien. So gab es, wie etwa in Berlin-Moabit, eine Veranstaltung, bei der 19 Stolpersteine offenbar lebhaft diskutiert und mit Musik und Biografien der jüdischen Anwohner gefeiert wurden.
In Stralsund wird weiterhin besonderer Wert darauf gelegt, dass die Erinnerungskultur lebendig bleibt und möglichst viele Menschen an den Gedenkveranstaltungen teilnehmen. Auch wenn es in einigen deutschen Städten, wie beispielsweise München, Vorbehalte gegenüber der Verlegung von Stolpersteinen gibt, bleibt die Initiative in anderen Gemeinden stark und engagiert.

Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus durch Stolpersteine ist nicht nur eine Mahnung, sondern auch eine Verpflichtung gegenüber den zukünftigen Generationen. Es ist wichtig, diese Hinweise auf die Vergangenheit sichtbar zu halten, um nie zu vergessen, was geschehen ist. Durch die Stolpersteine wird eine Verbindung zur Geschichte geschaffen, die jeden Spaziergang durch Stralsund zu einem lebendigen Teil dieser Erinnerungskultur macht.

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OrtStralsund, Deutschland
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