Aufregung in Binz: Historisches Hitler-Foto sorgt für Skandal

Binz auf Rügen entschuldigt sich für historischen Repost aus der NS-Zeit und plant Museum zur Erinnerungskultur.
Binz auf Rügen entschuldigt sich für historischen Repost aus der NS-Zeit und plant Museum zur Erinnerungskultur. (Symbolbild/MMV)

Aufregung in Binz: Historisches Hitler-Foto sorgt für Skandal

Binz, Deutschland - Der Badeort Binz auf der beliebten Urlaubsinsel Rügen sorgt derzeit für Aufregung. Über 1850 Sonnenstunden im Jahr und die schöne Binzer Bucht ziehen Touristen an, doch ein unbedachter Social-Media-Beitrag hat nun die Wellen hoch schlagen lassen. Auf dem offiziellen Instagram-Kanal von Binz wurde ein historisches Foto aus der Zeit des Nationalsozialismus repostet, das die Promenade und die Seebrücke im Jahr 1938 zeigt. Der Post, versehen mit dem Hashtag „SummerVibes“, sorgte für Empörung und wurde schnell wieder gelöscht, nachdem die Gemeinde sich für die „schlimme und bedauerliche Panne“ entschuldigte, wie Bild berichtet.

Hintergrund dieser Foto-Aktion sind die dunklen Kapitel der Geschichte Binz‘. Nur wenige Monate nach der Aufnahme in 1938 wurden zahlreiche jüdische Kurhaus-Betreiber im Zuge der Arisierung zwangsenteignet. Die Novemberpogrome, die darauf folgten, führten zur Entrechtung und Ermordung vieler jüdischer Mitbürger. Binz hat derzeit die Herausforderung, sich aktiv mit dieser NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Prora: Zeugen der Geschichte

Ein zentraler Teil von Rügens Geschichte ist der kolossale Gebäudekomplex in Prora, der von der NS-Organisation Kraft durch Freude (KdF) errichtet wurde. Geplant wurde diese Ferienanlage bereits 1936, und sie sollte ursprünglich bis zu 20.000 Menschen als Erholungsort dienen. Der Architekt Clemens Klotz entwarf die acht baugleichen Häuserblocks, die zusammen 4,5 Kilometer lang sind und deren Baukosten auf etwa 237 Millionen Reichsmark geschätzt wurden – heute wären das rund 850 Millionen Euro. Doch der Zweite Weltkrieg machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Lediglich der Rohbau wurde bis 1939 fertiggestellt, während die Verwendung als Ferienanlage nie realisiert werden konnte. Ab 1943 diente Prora dann als Lazarett und Unterkunft für Flüchtlinge, berichtet NDR.

Nach dem Krieg wurde die Anlage von der Sowjetunion genutzt, später von der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR und schließlich übernahm die Bundeswehr. Seit 1993 ist das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich, und es wurde 1994 unter Denkmalschutz gestellt. Heute bietet die Museumsmeile Prora mit verschiedenen Museen, Cafés und Ausstellungen eine Möglichkeit, sich mit der historischen Bedeutung des Ortes auseinanderzusetzen.

Erinnerungskultur in Binz und Prora

Die Gemeinde Binz hat angekündigt, ein neues Museum der Erinnerungskultur zu planen, um die Geschichte und das Erbe der NS-Zeit zu beleuchten. Zudem wurde das bestehende Dokumentationszentrum in Prora erworben und soll revitalisiert werden, um die Aufarbeitung der Vergangenheit voranzutreiben. Auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat dazu beigetragen, Erinnerungen wachzuhalten. Ihre virtuelle Wand der Erinnerung, die es Nutzern ermöglicht, an Holocaust-Opfer zu erinnern, hat bereits über 80.000 Teilnehmende aus Deutschland mobilisiert, um ihre Botschaften zu teilen.

Obwohl Prora stark mit seiner Vergangenheit belastet ist, zieht der Ort heute zunehmend Touristen an. Kritiker bemängeln jedoch, dass die neuen Wohnprojekte, die in den letzten Jahren ins Leben gerufen wurden, häufig für wohlhabende Käufer gedacht sind. Die Preise für Eigentumswohnungen erreichen dort bis zu 6.500 Euro pro Quadratmeter, was den Zugang für viele Menschen einschränkt.

Details
OrtBinz, Deutschland
Quellen