Usedom in der Tourismusfalle: Overtourism gefährdet die Ruhe!
Heringsdorf auf Usedom: Überfüllte Straßen und Umweltprobleme durch Overtourism - Herausforderungen und Lösungen für die Zukunft.

Usedom in der Tourismusfalle: Overtourism gefährdet die Ruhe!
Usedom erfreut sich als beliebtes Urlaubsparadies in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend großer Beliebtheit. Jährlich strömen über eine Million Gäste auf die Insel, was sich auch in den Übernachtungszahlen niederschlägt: Im vergangenen Jahr gab es etwa sechs Millionen Übernachtungen, ein Anstieg von vier Prozent. Besonders das Seebad Heringsdorf hat sich als Hotspot etabliert, an dem die meisten Urlauber ihren Sommer verbringen.
Doch die Freude über die steigenden Besucherzahlen bringt auch Schattenseiten mit sich. Richtig gehört: Overtourism – ein Begriff, der sich mehr und mehr zur Realität entwickelt. Die World Tourism Organization definiert Overtourism als eine zu hohe Belastung durch Touristen, die sowohl die Lebensqualität der Einheimischen als auch das Urlaubserlebnis der Besucher beeinträchtigt. Auf Usedom äußern sich diese Herausforderungen in überfüllten Straßen, Parkplatzproblemen und gravierenden Umweltbelastungen wie Wasserknappheit. Der Landestourismusverband gibt an, dass Usedom an seiner oberen Kapazitätsgrenze angelangt ist, jedoch betont er, dass Overtourism saisonal bedingt ist, was die Lage etwas relativiert.
Verkehr und Mobilität auf Usedom
Die Hauptverkehrsströme auf der Insel werden von zwei Hauptstraßen, der B111 und B110, sowie einer eingleisigen Bahnstrecke bestimmt. Die B111 führt mit 15.000 Fahrzeugen pro Tag das Feld der Straßenverkehrszahlen an. In der Hauptsaison sind Staus und Parkplatznot an der Tagesordnung. Trotz der steigenden Gästezahlen bleibt die Zahl der Fahrzeuge jedoch konstant, was die Diskussion um den öffentlichen Nahverkehr neu entfacht. Die Regionalbahnlinie RB 23 verbindet Züssow mit dem polnischen Świnoujście, wobei ein Umstieg notwendig ist. Zudem sorgt die Regionalbahn 24 zwischen Peenemünde und Zinnowitz oft für überfüllte Züge.
Für Radfahrer gibt es ebenfalls Herausforderungen: Unzureichend ausgebaute Radwege, die sie sich mit Fußgängern teilen müssen, sorgen für zusätzliche Schwierigkeiten. Am Wochenende läuft zudem eine neue Fährverbindung über das Stettiner Haff, die zwischen Neuwarp, Swinemünde und Stettin pendelt – ein kleiner Lichtblick für Reisende. In einigen Gemeinden wie Zinnowitz sind Fahrten mit der Usedomer Bäderbahn in der Kurkarte inkludiert, um den Autoverkehr zu reduzieren.
Globale Trends im Overtourism
Der Trend des Overtourism ist nicht nur auf Usedom beschränkt. Weltweit erwartet die UNWTO, dass bis 2030 zwei Milliarden Touristen unterwegs sein werden. Diese Entwicklung bringt umfangreiche Herausforderungen mit sich: Umweltverschmutzung, Abfallprobleme und die Ausbeutung von Arbeitskräften sind nur einige der negativen Auswirkungen. In beliebten Zielen wie Machu Picchu oder den thailändischen Inseln wird bereits über eine Überlastung der Natur und Infrastruktur berichtet, und einige Orte ergreifen Maßnahmen, um dem entgegenzuwirken. Venedig und Barcelona beispielsweise regulieren den Tourismus durch Maßnahmen wie Begrenzungen von Gruppengrößen und Auflagen für Ferienunterkünfte – Maßnahmen, die auch in Mecklenburg-Vorpommern diskutiert werden sollten.
Die positiven Effekte des Tourismus sind zwar unübersehbar: 75 Prozent der Einheimischen in Mecklenburg-Vorpommern schätzen die wirtschaftlichen Vorteile, wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und den Erhalt der Kultur. Dennoch stehen viele vor der Herausforderung, die Balance zwischen wirtschaftlichem Nutzen und Lebensqualität zu finden. In dieser Hinsicht könnten Tipps zur Vermeidung von Overtourism – wie Reisen in der Nebensaison oder die Wahl weniger bekannter Destinationen – einen wertvollen Beitrag leisten.
Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema wird im Podcast „MV im Fokus“ eingehend darüber berichtet, und die Diskussion rund um Overtourism dürfte auch in Zukunft auf Usedom und anderen beliebten Orten spannend bleiben. Die Frage bleibt, wie man mit dem Boom des Tourismus umgehen kann, um die Schönheit und Lebendigkeit dieser Region für kommende Generationen zu bewahren.