Ein rollendes Denkmal: Der Ikarus 55 begeistert in Stavenhagen!

Ein rollendes Denkmal: Der Ikarus 55 begeistert in Stavenhagen!
Stavenhagen, Deutschland - In Stavenhagen ist ein Stück Zeitgeschichte zurückgekehrt: Die Jürgensdorfer Oldtimerfreunde haben stolz ihren restaurierten Ikarus 55 Reisebus präsentiert. Der Bus, der unter der Aufsicht des Vereins entstanden ist, wurde am Schloss in seiner vollen Pracht enthüllt. Jörg Steingraf, der Vorsitzende, gab den zahlreichen Besuchern spannende Einblicke in die bewegte Geschichte und die aufwendige Restaurierung des Fahrzeugs. Ein gefragtes Thema unter den Vereinsmitgliedern ist der Wunsch nach einem solchen Bus, der nicht zuletzt aufgrund der vorhandenen Busführerscheine einiger Mitglieder auch Realität werden konnte.
Ursprünglich hatte sich der Verein auf Zweiräder und PKWs aus DDR-Zeiten spezialisiert. Mit dem Ikarus 55 hat man nun jedoch die motorisierte Palette erweitert. Das Modell wurde bewusst gewählt, da es seltener in die DDR exportiert wurde als der bekanntere Ikarus 66. Zwischen 1952 und 1973 wurden insgesamt 8.350 Ikarus 55 und 66 nach Ostdeutschland geliefert, von denen viele heute ein begehrtes Sammlerstück sind. Im Jahr 2013 fand der Verein einen Ikarus 55 bei einem privaten Busunternehmer in Kloster Lehnin.
Restaurierung mit Hingabe
Der Bus war alles andere als in gutem Zustand, als er erworben wurde. Zahlreiche Teile fehlten, darunter kritische Komponenten wie Scheinwerfer und der Kompressor. Die Restaurierung begann 2015 in Ungarn, wo der Bus nach Polka transportiert wurde. Die umfangreiche Arbeit am Motor, einem Sechszylinder Scheppel Motor vom Typ D614, wurde genauso sorgfältig durchgeführt wie bei den zahlreichen anderen technischen Herausforderungen. Es stellte sich heraus, dass die Leistung des Motors je nach Einspritzpumpe variieren kann: mit der ungarischen Omega Pumpe kommt er auf etwa 125 PS, mit der DDR-Pumpe sogar auf bis zu 145 PS.
Der Ikarus 55 selbst ist ein Hochbodenbus, der für Fern- und Überlandverkehr konzipiert wurde. Zu seinen technischen Merkmalen gehört die semi-selbsttragende Karosserie und der Motor, der hinter den Rücksitzen installiert ist. Wie Steingraf erläuterte, gestaltet sich die Ersatzteilversorgung als äußerst schwierig. Gute Beziehungen nach Ungarn sind hier Gold wert, da viele Teile nicht mehr erhältlich sind. Ein anderer Aspekt der Restaurierung war die Erneuerung der Scheiben des Busses, da die alten größtenteils durch Vollglasscheiben ersetzt werden mussten.
Ein Glanzstück der Fahrzeuggeschichte
Besonders hervorzuheben sind die Details im Innenraum des Busses. Die 45 Sitzplätze wurden neu gepolstert, und es gibt drei gemütliche Sitzgruppen mit Tisch sowie eine historische Lampe. Die originales Glaslampen für die Beleuchtung sorgen für einen nostalgischen Charme. Ergänzend wurde ein großer Dachträger nachgebaut, der den Transport von Gepäck ermöglicht, und die Decken- sowie Seitenverkleidungen mussten aufgrund von Undichtigkeiten des Daches erneuert werden.
Der Ikarus 55, der im Jahr 1962 gebaut wurde, ist ein faszinierendes Beispiel für die Kombination aus deutscher und ungarischer Fahrzeuggeschichte. Er hat keine Lenkhilfe, was das Lenken im Stand zu einer körperlichen Herausforderung macht – ein echtes Stück Handarbeit also. Nach all den Mühen erstrahlt der Bus nun in neuem Glanz und stellt nicht nur ein technisches, sondern auch ein kulturelles Erbe dar. Es ist mehr als nur ein Fahrzeug; es ist ein rollendes Denkmal der DDR, das von der Geschichte und den Erinnerungen derjenigen erzählt, die in ihm gereist sind.
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Ort | Stavenhagen, Deutschland |
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