Schüler entdecken jüdische Geschichte: Workshop gegen Vorurteile in Güstrow

Schüler der Freien Schule Güstrow erkunden jüdische Geschichte in Workshops des Jüdischen Museums Berlin, um Vorurteile abzubauen.
Schüler der Freien Schule Güstrow erkunden jüdische Geschichte in Workshops des Jüdischen Museums Berlin, um Vorurteile abzubauen. (Symbolbild/MMV)

Schüler entdecken jüdische Geschichte: Workshop gegen Vorurteile in Güstrow

Güstrow, Deutschland - Am Freitag besuchte das Jüdische Museum Berlin die Freie Schule Güstrow, um im Rahmen des mobilen Bildungsprogramms JMB on.tour mit Schülerinnen und Schülern der 7. bis 9. Klassen über jüdische Geschichte und Religion zu diskutieren. Das Angebot zielt darauf ab, Vorurteile zu erkennen und neu zu überdenken. Museumsvermittler Jan gab wertvolle Denkanstöße und forderte die Jugendlichen dazu auf, eigene Meinungen kritisch zu hinterfragen, während sie eigene Ausstellungen zusammenstellten. Dies passiert nicht ohne Grund: Peggy Tetzlaff, Lehrerin an der Freien Schule, betonte die historische Verbindung Güstrows zur jüdischen Geschichte, insbesondere die Deportation am 10. Juli 1942.

Hierbei ist es besonders berührend, dass die Schüler in Workshops Objekte nutzen, um ins Gespräch über die Geschichte Deutschlands und Aspekte der Religion zu kommen. Eine der Vermittlerinnen, Elena, die seit sechs Jahren im Einsatz ist, hob hervor, dass die Veranstaltung von den Teilnehmern als äußerst informativ und bereichernd empfunden wurde. Das Programm JMB on.tour ist seit über 15 Jahren in Deutschland aktiv und macht nicht nur in Güstrow halt, sondern besucht auch Schulen in Neuenkirchen und Friedland.

Vorurteile erkennen und verstehen

Inmitten dieser Bildungsarbeit scheint das Thema Antisemitismus aktueller denn je. Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin, thematisierte kürzlich bei der Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz, dass antisemitische Äußerungen in der Kulturszene oft versteckt stattfinden. Während Solidarität mit Israel und den Juden oft vermisst wird, äußern sich antisemitische Stereotype in formellen, aber verletzenden Kommentaren. Diese Phänomene spiegeln sich auch in der Bildung wider, wo manchmal subtile Antipathien sowie das „strategische Schweigen“ als verkappte Form des Antisemitismus wahrgenommen werden.

Bildungsarbeit wie die von JMB on.tour versucht, diesen Strömungen entgegenzuwirken, indem die Sichtbarkeit jüdischer Geschichte und die Reflexion über Vorurteile gefördert werden. Auch Fortbildungen, die von Organisationen wie dem Anne Frank Zentrum angeboten werden, thematisieren Erscheinungsformen und Funktionen von Antisemitismus sowie den Wandel antisemitischer Bilder im Laufe der Zeit. Diese Programme leisten wertvolle Arbeit, indem sie pädagogisches Handeln gegen Antisemitismus im schulischen Umfeld fördern und ernsthafte Diskussionen über die Erfahrungen jüdischer Menschen in Deutschland anstoßen.

Das Bild im Wandel

Ein weiterer Punkt, der in utopistischen Bildungskontexten zur Sprache kommt, ist die Reaktion auf den gebräuchlichen Gebrauch des Begriffs „Du Jude“ als Schimpfwort auf Schulhöfen. Solche alltäglichen Abwertungen sind Teil einer breiteren Problematik, die auch in den Erziehungsprogrammen adressiert wird. Das Anne Frank Zentrum stellt kostenlos Handreichungen zur Verfügung, um Lehrkräften Ressourcen an die Hand zu geben, mit denen sie Antisemitismus erkennen und wirksam begegnen können.

In Güstrow, wie auch in vielen anderen Städten, zeigt sich, dass es entscheidend ist, Schüler:innen frühzeitig über geschichtliche und aktuelle Themen aufzuklären. Die Erlebnisse und Diskussionen, die in Workshops wie denen von JMB on.tour stattfinden, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Umso wichtiger ist es, diese Themen im öffentlichen Diskurs präsent zu halten und gemeinsam an einem respektvollen Miteinander zu arbeiten.

Für weitere Informationen über die Bildungsangebote und Fortbildungen gegen Antisemitismus empfehlen sich die Webseiten des Jüdischen Museums Berlin und des Anne Frank Zentrums: Nordkurier, Deutschlandfunk Kultur, Anne Frank Zentrum.

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OrtGüstrow, Deutschland
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